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Sylt, September 2021. Drei Tage steht Karin Lauritzen vor der Kamera für die NDR-Produktion Sylt, das Blumenmädchen und der Damm. Von klein auf an ist ihr Leben und das ihrer Eltern eng mit dem Hindenburgdamm verwoben. Der Film erzählt diese Geschichte.
Drehvorbereitung für Karin Lauritzen in ihrer heimischen Küche. Es geht gleich per Auto nach Sylt.
Schon die Überfahrt über den Hindenburgdamm wird gefilmt. Dazu wird u.a. eine Kamera außen am Fahrzeug befestigt. "Bitte fahre vorsichtigt, auf dem Autozug wird es eng. Der schon breite SUV ist jetzt noch ausladender", wird mir als Fahrer gesagt. Dann höre ich noch, wie teuer die Ausrüstung ist, die da außen am Fahrzeug hängt. Ich kriege weiche Knie. Das Auto ist neu für mich, fahre sonst einen Kleinwagen.
Hier sieht man, was die Kamera erfasst. Vor dem Fahrzeug mit Karin Lauritzen steht auf dem Autozug ein zweites Fahrzeug mit geöffneter Heckklappe. Dort hockt ein Kameramann und filmt Richtung Windschutzscheibe. Auf der Rückbank sitzt jemand mit der Handkamera, fängt von dort aus Bilder und Gespäche auf.
Vom Dreh auf dem Autozug geht es direkt nach Wenningstedt, dem zweiten Drehort. Es ist schon später Nachmittag und recht frisch.
Der nächste Tag beginnt am Morsumer Pastorat. Als wir kommen, ist die Technik schon aufgebaut. Es kann sofort losgehen. Karin freut sich, ihr Geburtshaus wiederzusehen. Die Technik um sich herum blendet sie gedanklich aus. Der Ton wird später im Studio von einer Schauspielerin eingelesen. So kann sie den Augenblick genießen und in Erinnerungen schwelgen.
Im Pastoratsgarten sitzt Karin Lauritzen auf einer Bank, neben sich den Kameramann. Hier sind schon als Kleinkind Fotos von ihr gemacht worden.
In einer Drehpause ist Zeit für ein Gespräch mit der Bewohnerin, Pastorin Dr. Eilrich.
Das Makeup wird vor der nächsten Einstellung aufgefrischt.
Jetzt wechselt das Aufnahmeteam zum Morsumer Friedhof. Hier sind unter anderem Karins Mutter Elwine Johler und Karins Ehemann Georg Lauritzen begraben. Elwines Ehemann wurde 1943 im Johlerschen Familiengrab in Hamburg-Ohlsdorf bestattet.
Karin Lauritzen wird jetzt ganz in den Osten von Morsum plaziert. Dort, wo der Damm die Insel erreicht.
Das Watt und die Wiese sind schöne ruhige Hintergründe. Ideal für den Film.
Von Morsum ziehen alle weiter nach Braderup.
Hier wird Karin beim erneuten Lesen eines Briefs von Georg Lauritzen gefilmt. Die beiden haben sich 1947 in Morsum kennengelernt. Karin wohnte damals in Hamburg. Deshalb werden viele Briefe ausgetauscht.
Auf dem Deich im Süden von Archsum soll der Sonnenuntergang als Hintergrund genutzt werden.
Die Kamera wird wieder nah an Karin herangerückt. Sie genießt dabei den herrlichen Sonnenuntergang.
Auch die letzten Sonnenstrahlen werden noch ausgenutzt. Dann ist auch dieser Drehtag abgeschlossen.
Am nächsten Vormittag wird am Elternhaus von Karin Lauritzens Ehemann gefilmt. Dann geht für Karin zum Autozug und wieder nach Hause.
Karin am 28.5.2022 zur NDR-Ankündigung des Dammbaufilms:
Ich glaube, Hans würde Luftsprünge machen, wenn er das wüsste mit dem Film. Er war ja von Anfang an begeistert von dem Projekt, hat daran geglaubt und gehofft, dass der Damm gebaut wird. Dafür ist er aus Hamburg in die „Wildnis“ nach Morsum gegangen, um den Bau zu erleben. Hier konnte er mit eigenen Augen den Bau verfolgen. Auch darum hat er oft die Baustellen besucht, mit Arbeitern und Ingenieuren gesprochen. Es war ja eine Schinderei, den Damm mit so viel Handarbeit zu bauen. Zu der Zeit war es fast eine Unmöglichkeit, ein Unikat, und es hat geklappt. Und die Bahnen fahren immer noch. Hans war ja so begeistert von dem Buch von Margarete Boie, die gesehen hat, wie schwierig seine Rolle in der Gemeinde war. Auch die damaligen Kritiken waren Balsam für seine verletzte Seele. Und jetzt der Film! Ich könnte heulen, dass mein Vater den nicht zu sehen kriegt.
Karin Lauritzen ist am 2. September 2022 in Hamburg gestorben.
Sie ist spontan bereit gewesen, das Filmprojekt nach Kräften zu unterstützen. Trotz ihrer altersbedingten Einschränkungen. Es kostet viel Kraft, mit Stock, Gehwagen und auch im Rollstuhl sucht sie in einem eng getakteten Zeitplan die Drehorte auf, um dort gedanklich in Erinnerungen einzutauchen. Den Trubel am Set blendet sie völlig aus. Ruhepausen lehnt sie dankend ab. Chapeau!
In der Zeit zwischen Dreh und Filmpremiere nimmt ihre Pflegebedürftigkeit zu. Sie zieht in eine Seniorenresidenz. Angesichts ihres Alters ist sie unsicher, den Film noch einmal sehen zu können. Endlich gibt es einen Termin für die Premiere in einem Westerländer Kino und sogar eine Einladung für sie! Karin Lauritzen, seit kurzem in Hamburg ansässig, überlegt nicht lange: "Da fahren wir hin!" Fast ein Jahr nach Ende der Dreharbeiten genießen wir den fertigen Film. Meine Mutter ist begeistert!
Auch ich, Enkel von Hans und Elwine Johler, bin von der cineastischen Umsetzung unserer Familiengeschichte sehr berührt. Da ist ein kleines Kunstwerk entstanden. Drehbuch, Kamera, Drehortauswahl, besonders die Synchronsprecherin für meine Mutter haben mich stark beeindruckt. Die geschickt platzierten Familienfotos im Wechsel mit den überzeugenden Spielszenen lassen mein Herz immer wieder höherschlagen.
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