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Hamburg-Wilhelmsburg. Georg-Wilhelm-Straße 40, damals Hindenburg-Straße
genannt. Blick aus dem Wohnzimmer im 3. Stock nach Norden.
Alternativ 2003
Georg-Wilhelm-Straße
40. Blick nach Norden wie auf dem oberen Foto. Perspektive vom Fußweg.
Georg-Wilhelm-Straße 36. Blick Richtung Zeidlerstraße, die auch
im Krieg so hieß. Im späteren Kriegsverlauf war nach weiteren Zerstörungen
der Blick frei auf die Nachbarstraße.
Georg-Wilhelm-Straße Höhe Nr. 40, Hinterhof
Alternativ 2003
Georg-Wilhelm-Str. gegenüber Nr. 40. Die Fassade wird später wieder
hochgemauert.
Alternativ: 2003. Man erkennt am Stein und am Fugenputz, dass die Fassade
der beiden rechten Fensterreihen alt ist. Ausgebessert wurde mit einem ähnlichen
Stein. Der untere hellrote Stein wurde später eingebaut.
Hamburg 1944. Karin Johler fotografiert ihre Freundinnen im Hamburger
Hauptbahnhof. Die notdürftig geflickten Bombenschäden am Dach
des Bahnhofsgebäudes sind unübersehbar. Trotz Kriegs putzen sich
die Freundinnen ordentlich heraus. Sie holen ihre Freundin Ilse Hass (Ilschen, 2.v.l.) aus Flensburg ab. Ilschen hat sich beim Arbeitsamt gemeldet, um in Hamburg in einer Apotheke zu arbeiten."So ganz in weiß", wie Karin Lauritzen später erzählt. Leider kriegt sie die Stelle nicht und muss in eine Munitionsfabrik nach Glinde.
Hamburg, Sommer 1943 "Gomorrha". Die Bombardierung Hamburgs erlebt Karin Johler zunächst in der Wohnung ihrer Eltern in der Gryphiusstrtaße 3. "Wenn es Bombenalarm gab -meistens nachts- gingen wir in den Keller. Die Decke war notdürftig mit Balken verstärkt. Ein Witz. Meine Mutter Elwine war Luftschutzwartin. Sie hatte darauf zu achten, dass bei Luftalarm im Keller und auf den Etagen stets eine Feuerpatsche und ein Eimer Wasser bereit standen. Als Feuerpatsche diente ein Schrubber mit einem feuchten Feudel. Alle Bewohner saßen bei Alarm im Vorkeller auf mitgebrachten Stühlen oder Bänken. Elwines Platz als Luftschutzwartin war ganz vorn. Sie hatte als einzige auch eine Lampe. Die ermöglichte ihr, in der Zeit des Fliegeralarms mit Hilfe eines Stopfpilzes Strümpfe zu stopfen.
Häufig flogen die Bomber nur über Hamburg hinweg, z.B. nach Berlin. Der Bombenalarm blieb aber über Stunden bis nach dem Rückflug bestehen. Nach einer Bombennacht begann die Schule 1-2 Stunden später. Dann wurde auch Hamburg verstärkt bombardiert. Häufig wurden zunächst "Tannenbäume" abgeworfen wie Karin sie nannte. Sie beleuchteten das Zielgebiet und erleichterten den Bombenabwurf. Zwei Nachbarhäuser wurden zerstört. Auch unser Haus wurde getroffen. Das Dach brannte. Unten im Haus wohnte Frau Göckeler geb. Prange (bekanntes Schuhgeschäft). Ihr schwerkranker Mann war nicht in der Lage, in den Keller zu flüchten. Sie zahlte Schmiergeld, damit das Haus gelöscht wurde. Wasser holte man aus der nahen Alster über Schläuche, die durch Villengrundstücke gelegt wurden. Die erschöpften Feuerlöscher ließen mehr Wasser als nötig ins Haus laufen. Es tropfte bis zum Erdgeschoß. Die Wohnungstür im 1. Stock war verzogen. Mein Vater Hans konnte sie nur notdürftig mit einem Seil zubinden. Die Heizung funktionierte lange nicht mehr. Vor allem der hintere Teil der Wohnung war sehr feucht. Ein Teppich schimmelte. Möbel standen im Wasser.
Nach dieser Nacht hat mein Vater Hans uns unsere Sachen packen lassen und in Volksdorf in einer Schule unterbingen können. Ein Tipp seines Friseurs. Dahin ging es mit der U-Bahn. Nachts sah ich von dort den Feuerschein über Hamburg. Die Sommernacht war nur kurz. Mein Bruder Roland ist von Volksdorf auf einem geliehenen Rad zu unserer Wohnung gefahren. Er berichtete, dasss das Dach abgebrannt. sei. Auf dem Weg dorthin begegnete er einem Schulfreund seines Vaters, Karl Marx. Er saß mit seiner Frau auf geretteten Sesseln vor den noch rauchenden Ruinen seines Hauses in der Bebelallee. Sie sprachen miteinander. Skurril: Im 3. Reich hieß die Bebelallee offiziell Adolf-Hitler-Straße. Unter dieser Adresse musste Karl Marx bis zu Wiederumbenennung nach dem Krieg wohnen.
Auch mein Vater ist beruflich bedingt bald wieder zurück in die Wohnung gezogen. Er berichtete von verbrannten Leichen auf dem Weg, kleingeschrumpelt auf Kindergröße. Wir sind mit einer Transportmöglichkeit Richtung Lübeck zum Bruder meiner Mutter Rudolf Ude nach Mölln gekommen und für kurze Zeit auch zu meiner Großmutter Elwine Ude nach Lübeck.
Mein Vater starb im September 1943 während eines Vetretungsgottesdienstes in der Bramfelder Kirche. Er ist ein Opfer des Krieges. Wegen seines schwachen Herzens durfte er nicht radfahren, tat es aber, um zum Gottesdienst nach Bramfeld zu kommen. Er brauchte das Einkommen für seine Familie. Dazu die Sorgen: Sein Sohn Ekkehard seit einem halben Jahr in Stalingrad vermisst, zwei Söhne seines Bruders Ingo gefallen. Die elterliche Fabrik in Wandsbek durch einen Volltreffer zerstört. Auch das Elternhaus kaputt. Das war zu viel für ihn."
Nacht im Luftschutzkeller
Auszug aus einem Brief von Elwine Johler an ihre Tochter Karin:
„Hamburg, d. 21. Juli 44. ...Wie mag es nur weitergehen? Wie aufregend nun wieder der Mordanschlag auf den Führer, man wusste wirklich kaum, was man da hörte gestern Abend. Roli (Roland, Sohn von Elwine) brachte mir die Nachricht abends ½ 11 Uhr, ich hatte den Rundfunk nicht ingang, da ich einen langen Brief an Grethe Rahn schrieb, von der ich gestern die 3. Anfrage hatte, ob wir noch lebten. Da musste ich ja endlich antworten. Um 12 hörten wir dann auch den Nachrichtendienst, denn die letzten Nächte mussten wir immer zwischen 12 ½ und 1 Uhr nachts aufstehen, Diesmal blieb es aber ruhig u. ich schrieb zu Ende und räumte ½ 2 Uhr zusammen, schon ärgerlich glaubend, der Tommy töövt (wartet) wohl solange bis ich eben in der Falle liege. Aber kaum gedreht, da erheben sich Hermann Meiers Jagdhörner. (Hermann Görings Sirenen) Ein Spruch vom Drahtfunk u. schon Vollalarm. Es waren auch keine 5 Min. vergangen, da geht eine wüste Knallerei los, Roli springt aus dem Bett u. in seine Hosen. Deutlich vernehmen wir, dass Bomben fielen, die Fenster u. Türen schüttelten so stark, daß ich schon für meine Primeltöpfe fürchtete. Aber es war nur ein Zehntel Sekunde Zeit daran zu denken. Wir ergriffen das Nötigste u. rasten die Treppen runter. Das ganze Haus war lebendig, aus allen Türen quoll es, u. bei blödsinnigstem Flakbeschuss stolperten wir über die Stufen in das sichere Verlies. (Luftschutzkeller im Haus gegenüber, als öffentlicher Bunker freigegeben.) Mir schlotterten die Beine u. Kinnlade noch lange. Gütje, was ne Uffregung!! Im Keller ging prompt alles Licht aus, kam auch schnell wieder und verschwand kurz darauf, sodas wir meist im Düstern saßen. Dann wurde es aber doch wieder hell und nach einer kleinen Stunde war der ganze Spuk verschwunden u. wir konnten durch die friedlichste, laue Sommernacht zurückgehen in unser heiles Häuse.“
Tagebuchaufzeichnungen des Hamburger Druckereibesitzers Karl-August
Johler (*1905 +1982)
Sonntag, 25. Juli 1943
Seit einer Woche sind wir - Elsbeth, E. (8), D. (5) und ich in Pönitz
am See. Pönitz liegt ca. 6 km landeinwärts von Scharbeutz/Ostsee.
Wir wohnen bei K., ein Bauernhof mit einer Reihe Holzhauszimmern
direkt am See. Unsere Fahrt per Eisenbahn - ein Auto steht seit
dem 1.9.1939 nicht mehr zur Verfügung - war normal. Der Bahnhof
liegt jedoch 4 km entfernt.
Es sind seit 10 Jahren meine ersten Ferien. Zu meiner Orientierung
schreibt Oko (Otto Kornmacher, unser Oberdrucker) am 19.7. "Es
geht alles seinen Gang!! Woche war gut. Gestern Abend Klönschnack
Peterskampweg 18, von 21 - 23 Uhr ?blauer Alarm. In Eile. Oko."
Es war eine schöne Woche mit Sonnenschein und Wärme.
Ich lehrte D. das Klettern im Baum. Festhalten und die Standfestigkeit
bei jedem neuen Ansetzen des Fußes prüfen. Elsbeth ist
im 2. Monat.
Letzte Nacht war von 1h bis 2 ½ starkes Motorengeräusch,
Flakabwehr mit Alarmen. Die Sonne kann sich nicht gegen die Wolken
durchsetzen. (Es war der Rauch über Hamburg, der sie verdunkelte).
Ein neuer Gast (Herr Niebuhr) kommt aus Hamburg erst 22h an und
erzählt schreckliche Nachrichten. Darauf versuchte ich Montag
früh um 7h ein Blitzgespräch. Die Verbindung kommt endlich
um 14h! Darauf sofort nach Hamburg! 18h unsere Wohnung hat wieder
Luftdruckschaden. 19h im Geschäft. Alles voller Glas und Staub;
das Zimmer hinten ist abgebrannt. Ein Haus Peterskampweg 18 ist
total ausgebrannt. Zu Fuß zur Neubertstrasse. Keine Straßenbahn
fährt. 23h wieder zu Hause. 24h Alarm. Gehe zum Nachbarn. 2h
nachts endlich Ruhe.
Den ganzen Dienstag im Geschäft aufgeräumt. Glas, Staub,
Glas. Es gehört schon Mut dazu aufzuräumen. Herr S. von
der Druckerei xxx hat sich die Mühe gemacht uns seine Hilfe
anzubieten, wenn wir ihrer bedürfen. Noch wissen wir nicht,
wie wichtig für uns seine Hilfsbereitschaft werden sollte.
Auf Bitten meines Bruders Ingo, der ja die Nacht zum Sonntag erlebt
hat und dessen Haus zerstört wurde, gehe ich am Abend mit Familie
D. welche im gleichen Haus wohnen wie wir in den nächstliegenden
Luftschutzkeller. Es ist die frühere Villa der Familie Helbing
am Marktplatz von Wandsbek. Es ist die im Keller befindliche Waschküche.
Sie hat Gewebedecken und Luftschutztüren.
Von 0h55bis 1h45 also 50 Minuten geht ein unaufhörliches Bombardement
des schwersten Kalibers auf Wandsbek nieder. Als sich die Geräusche
verändert hatten und Entwarnung gegeben wurde, gehe ich durchs
Haus auf das Dach, um eventuelle Brandbombeneinschläge zu überprüfen.
Ein schauriger Anblick vernichtender Feuersbrunst zeigt sich mir
rundherum!! Die Hitze der Flammen erzeugen einen Sturmwind! Der
Sog des fast flächenartigen Brandes ist unbeendet. Es ist ein
Schauspiel, das mich an Nero beim Brand Roms denken lässt.
Bei aller Tragik war es faszinierend! Was wird hier vernichtet worden
sein! Als es hell wurde, gehen wir mit bangem Gefühl zur Löwenstrasse
48. Mein Haus steht. Familie W. Familie G. sind obdachlos. Der Nachbar
S. hat einen Brand abwehren können. Ganz allein!
Um 7h bin ich Papenstrasse 119: Ausgebombt die Firma, ausgebrannt.
Vernichtet der Bau aus dem Jahre 1882. Ich versuche zu den Schwiegereltern
zu gehen. Es ist unmöglich, die Steinhaufen der zerstörten
Häuser zu überqueren. Der Schutt, die Trümmer sind
unvorstellbar. Ich komme nicht durch und gehe zurück. Die Strasse
waren keine Strassen, das Trümmergelände ist ohne jeden
Menschen. Wo mögen diese sein? Da ich nicht zur Neubertstrasse
gehen kann, gehe ich zurück.
Vor unserem Haus stehen die Herren Maly und Meister aus Hamm. Ihre
Familien sind auch in Pönitz. Sie bestehen darauf, dass ich
mitfahren soll. Ich tue es, wie auch Familie D. und Herr Schaub
und unser Hausmädchen Elsa mitfahren. Die grauenhafte Erinnerung
an die letzte Nacht festigen unsere Entscheidung. Um 11h geht noch
ein Zug von Wandsbek nach Lübeck. Um 18 1/2 h bin ich wieder
in Pönitz. Hier ist ein Frieden, der unnatürlich wirkt,
für den, der die Zerstörungen gesehen hat.
Es zieht mich nach Hamburg. Die Bahn fährt unregelmäßig.
So stelle ich mich an die Landstraße und trampe nach Lübeck
auf einem Lastauto und einem weiteren nach Hamburg-Wandsbek. Man
wird selbstverständlich mitgenommen. Ich finde meine Schwiegereltern
bei mir in der Wohnung. Wie kommen sie dahin? Ingos jüngster
Sohn hat mit John als Flakhelfer in Wilhelmsburg die Bombennacht
miterlebt. Er hat die Menschen fliehen und sterben sehen. Er suchte
meine Schwiegereltern auf und ging mit ihnen nach Wandsbek, weil
er dort mögliche Sicherheit vermutete. Um 21h kamen M und M.
Sie hatten einen Möbelwagen aufgetrieben, der unsere Wohnungseinrichtung
nach Pönitz fahren sollte. Sie wollten mich mitnehmen. Sie
fuhren ohne mich. So ging ich um 22 1/2h mit den Eltern und auch
dem Nachbar Schaub mit Koffern und drei kleinen Teppichen in den
Luftschutzraum der Hellburgischen Villa. Unglücklicherweise
hatte der Luftschutzwart, der sich aus Hamburg entfernt hatte, eine
Nottür verschlossen, weil dort einige persönliche Sachen
untergebracht waren.
Um 24h wurde Alarm gegeben. 20 Minuten vor eins begann das Bombardement.
Alle ca. 3 Minuten eine Detonation. Die Türen im Haus über
uns hören wir schlagen. Durch den Kamin der Waschküche
dringt Rauch in einige Räume. Wir sind so ca. 20 Personen.
Eine Luftschutzwolldecke mache ich mit Löschwasser feucht und
verzögere dadurch den Raucheintritt. Die Tür zum Nebenraum
schließe ich rechtzeitig, um dort frische Luft zu bewahren.
Ich bitte jeden, nur durch ein Taschentuch zu atmen. Das Haus über
uns ist vermutlich in Brand geraten. Mache vor jeder zeitlich kontrollierbaren
Bodenerschütterung alle Insassen darauf aufmerksam so will
ich die Schutzwirkung verbessern. Wir müssen 70 Minuten durchstehen.
Jeden Moment kann es bei uns einschlagen. Als die Hitze zum Atmen
zu stickig wurde, lasse ich jeden einzelnen schnell in den Nebenraum
gehen. Das Licht brennt schon lange nicht mehr. Ich schließe
als letzter die Tür hinter mir und bitte jeden, nur langsam
und ruhig zu atmen.
Nach der Entwarnung bleiben wir im Kellerraum. Denn im Dunkeln wage
ich nicht hinauszugehen. Es könnte ein Blindgänger oder
dergleichen im Wege liegen und unversehens zünden. Erst um
6h früh kommt ein Trupp, um zu prüfen. Man ruft laut:
"Ist hier noch jemand am Leben?" Unter dem abgebrannten
Haus vermutete man kein Leben mehr.
Unsere Wohnung ist bis zum Keller zerstört. Auch das Nachbarhaus
von Schaub. Es muss auch eine Bombe eingeschlagen sein. Jedenfalls
wäre ein Aufenthalt hier vermutlich tödlich gewesen. Wir
wandern zu Fuß zur Kaserne in Wandsbek Ost. Dort werden wir
hingelenkt. Ich verlasse meine Eltern und versichere ihnen, sie
bestimmt nachzuholen nach Pönitz. Von Rahlstedt kann ich noch
mit der Bahn nach Lübeck fahren. Herr Meister verspricht mir
telefonisch um 14 ½ ein Auto zu beschaffen. Erst abends um
22h kommt er. Aber nach Rahlstedt fährt er nicht! So mache
ich mich wieder auf den Weg und werde auf der Autobahn mitgenommen
bis Ahrensburg. Gehe zu Fuß zur Reichsstraße und kam
per Anhalter nach Rahlstedt. Bin in der Estorff Kaserne um 3h früh.
Die Eltern sind inzwischen abtransportiert, wohin? Nach kurzem Schlaf
in der Kaserne und Verpflegung marschieren wir um 10h nach Wandsbek,
Löwenstaße 48, zu unserer zerstörten Wohnung, nach
Eilbek, Papenstrasse 129, unserem zerstörten Druckereigelände,
nach Hohenfelde, Neubertstraße 36, der Wohnung meiner Schwiegereltern
und finde auch diese zerstört. Alles verbrannt. Alles zerbombt.
Die Straßen voller Steine der zerstörten Häuser.
Die Fassaden stehen zum Teil und aus den leeren Fensterhöhlen
blickt das Grauen und Entsetzen. Die Hitze ist fast unerträglich.
Die Sonne scheint mitleidlos. Ich marschiere zurück. Wenig,
kaum Menschen anzutreffen. Es ist der 31. Juli. Im Garten blüht
bei uns zum zweiten Mal der Mandelbaum. Das kommt durch die Feuer-Hitze
und die Sonnenhitze. Ich erkenne, dass in dieser einen Woche das
Wandsbek des Mathias Claudius untergegangen ist, dass die Tradition
einen Bruch bekommen hat, dass eine Leere entstandenen ist, dass
Bindungen von Familien und Freundschaften einer kaum erträglichen
Belastung ausgesetzt sind, dass die Geschäfte, wo meine Eltern
kauften, auch zerstört sind, dass wir allein dastehen werden.
Ich fühle mich fremd und verlassen und vereinsamt. Doch an
der Wandsbeker Chaussee habe ich Glück: Ein Hein Fries von
der Baubehörde nimmt mich in seinem Auto mit und fährt
mich bis nach Pönitz! Seltsam.
Am Sonntag kommen meine Eltern. Sie waren nach Bad Oldesloe gebracht
worden, weil Zivilisten nicht in Kasernen bleiben durften (Bombenziel)
und da sie wussten wo wir sind, konnten sie zu uns weiterreisen.
Wir bringen sie unter in einem Ferienhaus in der Nähe. J.`s
Koffer hole ich am Mittwoch nach.
Am Montag früh ½ 6 früh fahre ich noch mal nach
Hamburg. Der Gast, Herr Niebuhr, nimmt mich in einem Auto der Firma
xx mit. Wir können die Kontrolle umfahren, denn es darf keiner
ohne Erlaubnis nach Hamburg hinein. Wieder muss ich 3 ½ Stunden
durch Trümmer gehen, bis ich den Luftschutzkeller erreiche
in dem wir die schlimme Nacht verbrachten und noch drei Teppiche
liegen haben. Ich komme kam hinein, so kommt mir die Hitzewelle
entgegen. Mit meiner Last trampe ich um 12h zurück und bin
um 16h in Pönitz.
vgl. http://www.lauritzen-hamburg.de/gustav_johler.html
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Die Foto-Sammlung aus Wilhelmsburg stammt von Ewald Rüffer,
Wilhelmsburg (*22.8.1939 +24.6.2016).
Sonst: Familienbesitz.
Geschichtlicher Hintergrund:
"Im Zweiten Weltkrieg wurden.. zwischen dem 18. Mai 1940 und dem 17. April 1945 offiziell 213 Bombenangriffe auf Hamburg gezählt. Darunter waren sieben Gomorrah-Angriffe mit mehr als 1000 Bombenflugzeugen. Sie warfen 107 000 Sprengbomben, 300 000 Phosphor-Brand-Bomben und drei Millionen Stabbrandbomben ab. Nach Einschätzung von Fachleuten könnten noch etwa 2800 Blindgänger im Hamburger Boden liegen." (Hamburger Abendblatt/Feuerwehr Hamburg 3.4.2017)
Die folgenreichsten Luftangriffe auf Hamburg:
24./25. Juli 1943:
1 500 Tote
380 000 Ausgebombte
27./28. Juli 1943:
35 000 Tote
800 000 Ausgebombte
29./30. Juli 1943:
1000 Tote
150 000 Ausgebombte
(Quelle: Sabine Bode u.a.:Als Hamburg im Feuersturm versank, S. 141)
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