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Vieksniai Friedhof 1944. Nach dem Einmarsch der Roten Armee wurde
der Soldatenfriedhof von den Russen verwüstet. Etwa 250 deutsche
Soldaten sind hier begraben. Joachim Bernd
Johler aus meiner Familie ist während der Kurlandschlacht in Vieksniai
gefallen, sein Leichnam konnte aber als einer von zweien der dort Gefallenen
"nicht geborgen" werden - zu gefährlich. So bleiben nur die Gräber der
anderen und die Landschaft um den Fluss Venta als Ort der Erinnerung.
Foto: Wenka-Barbara Kramer
Vieksniai 2006. Eine Familienangehörige von Hubertus Hampel
hat im Jahre 2004 die Lage seines Grabs anhand der auf historischen Fotos
erkennbaren markanten Bäume nachverfolgt und einen neuen Grabstein
setzen lassen.
Vieksniai 2006. Dieses eiserne Kreuz erinnert seit 1990 an die
gefallenen und an dieser Stelle begrabenen deutschen Soldaten. Es wurde
in Privatinitiative von dem einzigen ortsansässsigen Deutschen aufgestellt.
Die Inschrift auf dem Stein: "D.S. Gott mit uns." D.S.
steht für deutsche Soldaten.
Vieksniai, Eingang zum Friedhof.
23.8.2016. el. Die hier bestatteten deutschen Soldaten sollen im Jahr 2016 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge umgebettet werden. Ziel der Organisation ist es, zentrale Gedenkstätten für Gefallene zu errichten. Darüber ist allerdings ein Streit entbrannt: Über mehr als ein halbes Jahrhundert haben diese Soldaten auf diesem Ortsfriedhof ihre Ruhe gefunden. Angehörige haben in den letzten Jahren einige Grabsteine neu gesetzt. Ihnen liegt an der authentischen Begräbnisstelle. Ein vor Ort deutschverbundener Bewohner hat die Grabstellen über Jahrzehnte ehrenamtlich gepflegt. Eine Annäherung ist zwar in Sicht: Die bis heute bestehenden "Symbolgräber" sollen erhalten bleiben. Das heißt, die Grabsteine und -kreuze bleiben stehen als Ort des Gedenkens, die Gebeine werden jedoch nach Klaipeda umgebettet. Dort sind sie dann lt. Volksbund "auf Dauer gesichert, die Ruhestätte wird gepflegt." Noch ist allerdings nichts in trockenen Tüchern. Der Oktober 2016 ist die Deadline dafür.
Meine Meinung:
Ich bin in den 1960er Jahren bei einem Spaziergang mit meinen Eltern am Plöner See unverhofft auf ein Soldatengrab gestoßen. Mitten in der "Wallachei". Ein Kreuz und ein verrosteter Stahlhelm mit Einschussloch(?) oder Rostschaden an einem Wanderweg neben dem See. Ich weiß nicht, wer der Verstorbene war, warum er dort umgekommen ist. Trotzdem habe ich das bis heute nicht vergessen. Es war ein authentischer Ort.
Große Grabanlagen, gepflegt und repräsentativ angelegt, sind vor allem geeignet, an Verstorbene zu erinnern, die kein örtlich fixiertes Grab haben. U-Bootfahrer, auf See untergegangen, werden z.B. in Kiel Möltenort nicht vergessen. Das finde ich gut. Ansonsten dienen monumentale Grabanlagen eher als Gedenk-Kulisse für Bundespräsidenten auf Auslandsbesuch.
Damit wird privater Schmerz, individuelle Betroffenheit kollektiviert. Er sollte so weit wie möglich privat bleiben. Ansonsten ist es eher makabere Werbung für die Bundeswehr: Auch wenn ihr tot seid, werdet ihr politisch nicht vergessen. Welch ein Trost.
Die Politik muss natürlich der Opfer von selbst befohlenen Kriegseinsätzen gedenken. Aber dazu braucht es keiner flächendeckenden Exhumierungen aus früheren Kriegen. Gedenken geht auch anders.
Auch nach Kriegsende kein Frieden in Sicht:
Zemaitijos Nacionalinio Parko 2006. Ca. 50 km südwestlich
von Viksniai haben die Russen während des Kalten Krieges um 1960
Bunker für 4 unterirdisch gelagerte Atomraketen errichtet, die 26
Meter tief in der Erde vergraben wurden. Sie zielten auf Westeuropa. Die
Abschussrampen waren gut getarnt im Wald verborgen. Einheimische wussten
nichts von ihrer Existenz. Ein sechsfacher Sicherungsring schirmte das
Gebiet hermetisch ab. 10 000 russische Soldaten erbauten die Bunker innerhalb
von zwei Jahren. Für den laufenden Betrieb wurden 350 Soldaten eingesetzt.
Das ständig erreichbare Telefon/der Koffer von Nikita Chruschtschow
findet hier sein bombastisches Pendant. - Nach dem Abzug der Russen 1990
versuchten Einheimische, in den Anlagen nach Brauchbarem zu stöbern.
Viele starben wegen der atomaten Verseuchung an Krebs. Heute ist die Anlage
"sicher" und ein Museum.
Eingang zm zentralen Bunker der vier Abschussrampen.
Der Raketensilo ist gegenwärtig durch eine Netzabdeckung gesichert.
Eine Bunker-Unterkunft von Soldaten der ehemaligen Sowjetunion mit nachgestellter
Einrichtung.
Schulungsmaterial aus den 60er Jahren.
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Joachim Bernd Johler
* 23.2. 1924 in Hamburg
als Leutnant 15.10.1944 Vieksniai, 10 km S.O. Moscheiken (Russland,
jetzt Litauen)
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Auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Vieksniai sind ca. 250 Soldaten begraben.
Das Gelände liegt am Rande eines litauischen Friedhofs.
Nach der Eroberung durch die Sowjets wurden die deutschen Gräber geschleift.
Gelegentlich an der Oberfläche gefundene Erkennungsmarken wurden von
den Ortsansässigen weggeworfen.
Das jetzt auf dem Friedhofsgelände stehende Eisenkreuz wurde in Eigeninitiative
von Herbert Schlüter errichtet, einem ortsansässigen Deutschen,
der als Kind mit seiner Mutter in der Zeit der russischen Invasion kurzzeitig
nach Ostpreussen flüchten musste, dann aber mit russischer Erlaubnis
zurückkehren durfte. Gegen seinen Vater, einen politisch unbeschriebenen
Klempner, sprach nach Rüchsprache mit den lokalen Behörden nichts.
So durfte er zurückkehren und wohnt jetzt unmittelbar neben dem Gräberfeld.
Es wäre schön, wenn auf dem Gelände ein Stein mit allen
Namen der dort begrabenen Soldaten aufgestellt würde. Er kostet etwa
3500 Euro. Von der deutschen Regierung ist keine Hilfe zu erwarten. Deshalb
werden Sponsoren gesucht. Sie können sich per eMail an mich oder direkt
an Herbert Schlüter wenden, der auch über die Liste aller dort
begrabenen deutschen Soldaten verfügt.
Herr Herbert Schlüter Mazeikiu 49, LT 5451Vieksniai
Tel.: +370-443-36431
Spendenbereite Interessenten können sich ggf. auch an mich wenden. Ich sammle kein Geld, will nur die Namen der Spendenbereiten zusammen führen und dann gemeinsam über Herrrn Schlüter eine Lösung finden.
(27.7.2012)
Oktober 2015. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. lässt gegenwärtig die Umbettung der in Vieksniai bestatteten deutschen Soldaten durchführen. Unklar ist, was mit den wenigen noch durch Grabsteine erkennbaren Gräbern geschieht. Möglicherweise werden alle dort begrabenen deutschen Soldaten umgebettet. Macht das Sinn?
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