Links zu Ekkehard Johler:
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Geschwister, Kindheit und Jugend von Ekkehard Johler
Brief an seine Grossmutter von 1940 als pdf (Nur für DSL)
Nach der Lehre in den Krieg
Tagebuch von 1941
Ekkehard
Johlers Briefe über den Abschied in Deutschland und erste Briefe aus Stalingrad
Private
Fotos von Ekkehard Johler vom Stalingradfeldzug
Die letzten Briefe von Soldat Ekkehard Johler, 21, aus Stalingrad
an seine Familie in Hamburg (1942)
Feldpostbriefumschäge
Ekkehard Johler hat als Soldat hunderte von Briefen nach Hause
geschrieben. Hier werden die letzten Briefe aus Stalingrad dokumentiert,
die die Empfänger erreicht haben. Möglicherweise hat er weitere Briefe
geschrieben. Sie sind dann nicht mehr ausgeflogen worden.
Druckversion
Brief an die Familie Otte in GroŻ-Hehlen bei Celle
Ekkehard Johler wohnt 1941/42 auf dem Bauernhof der Familie Otte,
um in den nahegelegenen Nebelkasernen in Celle seine Ausbildung zum Werfer
zu absolvieren. Es besteht Familienanschluss.
Am 24. Mai 1942.
Liebe Familie Otte!
Nach
achttägiger Bahnfahrt - wir hatten zum Glück Personenwagen - haben
wir unseren Entladebahnhof erreicht, in dessen weiterer Umgegend ein Zeltlager
aufgeschlagen wurde. Wir hatten uns etwas verschnauft, als trotz Sonnenglut
große Übungen u. ein fast kasernenmäßiger Dienst begann.
Seit einigen Tagen bin ich nun mit meinem Fernsprechertrupp zu einer Dienststelle
eines AOK´s kommandiert. Die Sache dauert erfreulicherweise 3-4 Wochen.
So lange sehe ich dann erstmal gewisse Leute nicht! Allerdings bin ich auch
für diese Zeit von meinen Kameraden Fauth und Hampel getrennt, die bestimmt
hätten Grüße bestellen lassen, wenn sie von meinem Brief wüßten.
In
Groß-Hehlen ist es wohl sehr still geworden? Aber ich glaube, daß
wird allen garnicht unrecht sein. Hoffentlich geht es allen recht gut!
Mit
herzlichen Grüßen
bin ich stets Ihr Ekkehard Johler
P.S.
Sie sind ja alle mit Arbeit sehr überlastet, aber vielleicht hat Cord gelegentlich
einmal Zeit, die Groß Hehlener Neuigkeiten zu berichten! Ich würde
mich sehr freuen.
Die letzten Briefe von Soldat Ekkehard Johler, 21, aus Stalingrad
an seine Familie in Hamburg (1942)
22. Dez. 42
Liebe Eltern und Geschwister!
Es ist noch früh am Tage. Ich bin
eben aufgestanden und sitze am Klappenschrank der Vermittlung. Heute, wie stets,
gelten meine ersten Gedanken Euch Lieben!
JMx hat ja übrigens heute Geburtstag.
Da werde ich mich zur Feier des Tages waschen und rasieren. Dazu kommt man in
der Feuerstellung nicht jeden Tag. Im Winter kennen wir glücklicherweise
keinen Wassermangel. Es liegt ja genug Schnee vor der Tür, der auf dem
dauernd brennenden Ofen in einer kleinen Waschschüssel geschmolzen wird.
Aus dem "dauernd brennenden Ofen" könnt Ihr entnehmen, daß
wir nicht frieren. Das ist wenigstens ein Plus. Leider scheint es mit der Post
bis zu den Feiertagen nicht mehr zu klappen. Na, man kann nichts daran tun und
muß froh sein, wenn man heil und gesund ist! Seid nur ja alle recht vergnügt
und munter und laßt Euch die unterschiedlichen Festessen gut schmecken.
So ein Weihnachtsfest, wie ich es heuer
erleben werde, hat einen riesigen erzieherischen Wert, denn eigentlich bin ich
das erste Mal in weihnachtlicher Stimmung, nur um des Weihnachtsfestes willen,
werde also nicht von Geschenken abgelenkt. Erst jetzt wird mir u.a. auch klar,
wie überaus hoch Muttis Pfeffernüsse, Schmalznüsse, Klöben
usw. einzuschätzen sind. Das kann man in diesem Maße erst merken,
wenn man alles entbehren muß und keinerlei Ersatz dafür hat. Freilich
wird Mutti aus technischen Gründen in diesem Jahr nicht so reichlich gebacken
haben, ich denke eben an einige Jahre früher, wo alles vorhanden war und
jede Blechdose vor den feinsten Gebäcken fast platzte. Ich habe mal irgendwo
die Worte gehört:"...wer einmal an der Front zu Hause war, trägt
im Leben ein Sonntagsgesicht." Ich bin überzeugt, daß es mir
ebenso ergehen wird. Wenn ich daran denke, wie ich früher oft unzufrieden
war, und manches total verkehrt einschätzte, dann bleibt mir nur die Hoffnung
ein Trost, später durch die neue Mentalität das begangene Unrecht
wieder gutmachen zu können.
Lebt wohl, auf Wiedersehen!
Herzliche Grüße und Küsse!
Euer
Ekki.
23. Dez. 42
Ihr Lieben!
Heute haben wir in unserem Bunker ein großes
Gründlichreinemachen im Hinblick auf die "Festtage" veranstaltet.
Mit unserer Hoffnung, zu diesen Tagen noch
Post zu erhalten, ist es nun endgültig Scheiße. Verzeihung, dieses
Wort fliegt einem wohl tausend Mal am Tag heraus. Warten wir also ab, bis die
schönen Päckchen u. die lieben Briefe kommen. Vernichtet, glaube ich,
ist nichts.
Aus einem Kiefernzweig haben wir gestern
einen Tannnenbaum gezimmert. Heute kam auch noch ein künstlicher (Anmerkung des Herausgebers: "Das Bäumchen sieht dürr und zerrupft aus, an teilweise geknickten und mit weißer Farbe bestrichenen Zweigen hängen Sterne, Kugeln, eine Engelsfigur und ein paar Streifen Lametta. Die künstlichen Weihnachtsbäume wurden vor siebzig Jahren hergestellt. Für die Front in Stalingrad. Görings Weihnachtsgruß." Stefan Locke: Nur 5000 kamen wieder zurück, FAZ 22.12.2012) vom Troß
u. ein Adventskränzchen für jeden Bunker. Wir haben zu Weihnachten acht
Luftfeldpostmarken bekommen. Ich schicke aus Sicherheitsgründen in jedem
Brief eine mit. Ansonsten gibt es in Anbetracht der Versorgungsschwierigkeiten
eigentlich nichts. Glücklicherweise ist die These, daß im Leben alles
vorübergeht, noch nicht widerlegt. Also, was wir noch bekommen sind drei
Pferdefrikadellen, im Geschmack nicht übel, etwas Keks u. Knäckebrot
u. drei Rollen Drops.
Ich mache morgen freiwillig den Wachhabenden
u. werde fleißig an Euch denken u. im Geiste in eurem trauten Weihnachtszimmer
weilen.
Heute haben wir sogar ein Radio herausbekommen
u. haben so doch eine angenehme Unterhaltung.
Seid alle herzlichst gegrüßt,
umarmt u. geküßt, und seid vor allem recht froh u. munter, auch wenn
einer fehlt!
Euer
ferner Ekki.
Heiligabend 1942.
Anbei 1 Luftpostmarke!
Liebe, nein liebste Mutti,
guter, nein, bester Vati,
süße liebe kleine Karin u.
Immerguter großer Roli!
Wie feiert Ihr das Fest? Es ist jetzt 6h
abends u. ich denke, Ihr seid mitten darin oder fangt gleich an. Mein größter
Wunsch ist, daß Ihr alle vergnügt, froh u. zufrieden seid u. ich will
es auch sein. Der Russe läßt uns heute Ruhe, jedenfalls bis jetzt.
Auch ist es uns noch gelungen, den Bunker recht schön weihnachtlich zu gestalten
mit Kieferngrün, Watte vom Unterarc.. und Engelshaar, aus Silberpapier von
Zigarettenschachteln zurechtgeschnitten. Apropo Zigaretten: die kommen nicht mehr
an, weil ich sie in dieser Zeit nun alle selbst verqualme. Tut mir leid, Euch
den Mund wässerig gemacht zu haben, meine Herren Vater u. Bruder!
Der Radio-Empfänger bringt schöne
Kirchenmusik vom Balkan u. nachher wollen wir versuchen, ob wir die Reichssendung
hören können.
Bei der kleinen Weihnachtsfeier in unserem
Bunker beförderte mich der Batterie-Chef, Oblt. Löffler (Kühne
hat ja Urlaub, kurz bevor er gesperrt wurde, fuhr er ab) zum Unteroffizier.
Seid mir herzlichst gegrüßt,
Ihr Lieben u. grüßt bitte auch alle Freunde u. Bekannte recht herzlich.
Doch die innigsten Grüße gelten Euch!
Euer
Ekki.
Anbei 1 Luftmarke
2 Fotos
25.Dez.42
Ihr Lieben!
Euer kleiner Unteroffizier bittet melden zu dürfen,
daß der erste Weihnachtstag zufriedenstellend verlaufen ist! Ich habe einige
Fotos aus der Sommerzeit bekommen, von denen ich in den nächsten Briefen
immer zwei beilege, damit das Gewicht von 20gr nicht überschritten wird.
Unsere Briefe dürfen nämlich 20 gr. wiegen. Ich war selbst etwas überrascht
von der Beförderung, weil wir in der Zeit, als ich gelbsuchtkrank war, einen
neuen Spieß u. Chef bekamen u. konnte nicht damit rechnen, weil sie mich
doch kaum kennen. Den Chef, Oblt. Löffler, habe ich überhaupt am 18.
ds. M., als ich in die Feuerstellung kam, zum ersten Mal gesehen. Aber er ist
kein unrechter Kerl u. mit solchen kann man gut auskommen. Er ist noch ziemlich
jung, ich glaube, 23 Jahre u. Akademiker (vermute Chemie).
Ich hoffe, daß Ihr diesen Tag in
aller Gemütsruhe verbringt, jetzt vielleicht gerade bei Kaffee u. Kuchen?
Es ist gerade die Zeit dazu. Wenn ich mal wieder zu Hause bin, werde ich schwelgen
in allen Tonarten u. schlemmen, daß es nur so eine Art hat! Nun bekomme
ich ja auch Gehalt. Bis der Antrag bei allen Stellen bearbeitet ist, vergehen
vielleicht 5 Monate. Aber das Geld wird dann nachgezahlt. Wieviel es eigentlich
ist, weiß ich nicht, habe aber etwas von ca. 90,- pto Monat außer
Wehrsold, der ja bei der Trupe ausgezahlt wird. Das Gehalt lasse ich auf mein
Sparkonto überweisen. Herzl. grüßt u. küßt Euch Ekki.
28.Dez. 1942.
Ihr Lieben Daheim!
Heute
ist Muttis Geburtstag! Es ist noch früh am Tag, erst zwei Stunden vergangen,
seit er anbrach. Ich bin Wachhabender u. schreibe daher zu so ungewöhnlicher
Zeit. Also mehrmals meine herzlichsten Glückwünsche, meine liebste kleine
Mutti, und alles Gute im kommenden Lebensjahr! Vor allen Dingen wünsche ich
Dir, daß Du in diesem Lebensjahr Deinen kleinen Unteroffizier heil u. gesund
auf Urlaub begrüßen kannst. Allerdings wirst Du viel Arbeit mit ihm
haben und schrecklich viel besonders schöne Sachen backen u. kochen müssen.
Dafür habe ich mir aber etwas anderes ausgedacht. Wenn einmal der ganze Militärdienst
für mich erledigt ist u. alles wieder friedensmäßig, dann machen
wir zusammen eine kleine Seereise. Nirgends ist die Verpflegung besser u. die
Bedienung aufmerksamer, u. der Aufenthalt angenehmer als auf einem Luxusdampfer.
Bedenke, allein zum Frühstück sieben Marmeladen zum Aussuchen, Milchkakao
usw. ganz zu schweigen. U. Du hast keine Sorgen dabei, sondern setzt Dich an den
reichlich gedeckten Tisch. "...Und sie hoben die Hände zum lecker bereiteten
Mahl!" Homer, Odyssee. Na da bin ich wieder sehr ausführlich im Punkt
Essen geworden. Ist ja auch eines der zweitinteressantesten Themen, nicht wahr?
Seid herzlichst gegrüßt u. geküßt von Eurem Ekki.- Herzliche
Grüße /.....unleserlich
Im Felde, 28. Dez. 42.
Liebe Familie Otte!
Sie haben lange nichts mehr von mir gehört,
und ich will daher endlich wieder ein Lebenszeiten von mir geben.
Haben Sie das Weihnachtsfest gut verlebt?
Ich habe es in der Feuerstellung gefeiert, in der wir schon sehr lange liegen.
Der Russe ließ uns einigermaßen Ruhe, u. viel mehr können wir
bei der trostlosen Lage nicht verlangen. Die Nachschub- u.Versorgungswege sind
äußerst schwierig. Daher haben wir seit sechs Wochen auch keinerlei
Post mehr erhalten. Und wie wären uns die Weihnachtssendungen zu statten
gekommen! (Hrg: Die Weihnachtspakete mit den dann alten Keksen kamen zum Absender zurück). Doch ich hoffe, daß sie
uns irgendwann doch erreichen, u. wenn es weit im neuen Jahr ist. Die im November
so rosigen Urlaubsaussichten sind natürlich längst begraben. Oblt. Kühne
ist Mitte Nov. zu einem Lehrgang nach Celle gefahren. Bis Weihnachten hatte er
Urlaub u. ist vielleicht schon wieder auf dem Wege nach Rußland, aber vielleicht
kommt er auch garnicht mehr zu uns.
Bei unserer bescheidenen Weihnachtsfeier
beförderte mich unser neuer Chef zum Unteroffizier. Wir hatten unseren Bunker
einigermaßen festlich hergerichtet mit Kiefernzweigen. Etwas besseres läßt
sich in dieser Schneesteppe nicht auftreiben.
In der Hoffnung, daß Sie alle wohlauf
sind u. mit den besten Wünschen für das neue Jahr bin
ich stets Ihr
E.
Johler.
Am Sylvesterabend 1942, im Felde
Liebe Eltern und Geschwister!
In ungefähr zwei Stunden läuft
das alte Jahr ab. Ich sitze frischgewaschen - u. rasiert in meinem Bunker in der
Feuerstellung und höre das Reichsprogramm. Spirituosen u. "Berliner"
fehlen leider.
Gestern Nacht kam eine uns alle überraschende
Meldung. Unsere Abteilung wird in den allernächsten Tagen aufgelöst
u. die beiden anderen Abteilungen werden vermutlich damit aufgefüllt. Schreibt
mir daher nicht eher, als Ihr die neue Feldpostnummer, die ich selber noch nicht
weiß, von mir bekommen habt. Ich bin gespannt, zu was für einem "Verein"
ich nun kommen werde. Was mag nun aus unserer Post werden? Wenn wir alle derart
in alle Winde verstreut werden, daß man sie uns nicht mehr zustellen kann,
wird sie, vermute ich, mit dem Vermerk "Neue Anschrift abwarten" zurückgehen.
Wenn die Pakete auch so behandelt werden, laßt sie ruhig die weite Reise
zum zweiten Mal machen. Ist der Kuchen auch noch so hart, mir schmeckt er doch!
Macht meinen Adressenwechsel bitte etwas populär bei den lieben Leuten, die
mir schreiben.
Noch nie war ich zum Jahreswechsel so nachdenklich
wie heute. An sich ist es ganz erklärlich, weil die sonstige, bei diesen
Ereignissen übliche Ablenkung fehlt. Ich denke an alle Leute, denen ich so
gern mündlich ein "Prosit Neujahr!" sagen möchte und dabei
kehren meine Gedanken naturgemäß immer wieder zu Euch, Ihr Lieben Daheim
, zurück. Daß ich dieses alles mitmachen muß, Entbehrungen und
Strapazen auf mich nehmen, ein äußerst unbequemes Leben führe
ohne jegliche angenehme Abwechslung, dieses alles erfüllt mich ganz u. gar
nicht mit Unmut und Ärger, sondern ich fühle bereits selbst ganz genau,
daß es mich läutert und ich dem Leben gegenüber eine ganz andere,
u. gewiß keine schlechtere Mentalität erhalte. Wenn ich jemals ein
blasierter und ewig unzufriedener Snob zu werden drohte, so kann das bestimmt
nie mehr eintreten. Auch in Glaubensfragen wird mich kein Mensch mehr irre machen
können. Ich habe eine gewisse Scheu, mich darüber des längeren
u. breiteren auszusprechen, jedenfalls soll meine Religion die ev.-luth. Form
sein und bleiben, und zwar nicht nur auf dem Papier.
Der große Trost und der Grund, warum
ich alles gern auf mich nehmen will, ist für mich der Gedanke, daß
es für Euch geschieht. Wenn Ihr nur ruhig u. friedlich das gewohnte Leben
fortführen könnt, will ich gern alles bis zum Sieg mitmachen und sozusagen
"ausbaden". Es ist vielleicht auch ein kleiner Dank für alles Gute,
was ich von den lieben Eltern als Sohn empfangen habe.
Nun bekommt man keine Bange wegen des ungewohnt
"gehaltvollen" Briefes. Wenn es hier auch nicht "feuchtfröhlich"
zugeht, so habe ich doch umso mehr innere Fröhlichkeit und schaue zuversichtlich
in die Zukunft, und das ist ja bestimmt wertvoller als alles Laute.
Ich habe in letzter Zeit wenig korrespondieren
können u. bitte daher, Großmutter, Tante Inge den Möllnern, u.
den Hamburger Verwandten in meinem Namen ein frohes neues Jahr zu wünschen.
Wenn es auch nachträglich kommt, so ist es doch nicht weniger herzlich gemeint.
Ebenso bitte ich, falls noch nicht getan, alle Bekannten mit diesen Grüßen
und Wünschen zu bedenken, z.B. alle Hellers, Huntemanns, Marxens, insbesondere
JMx, allen anderen Mitabiturienten, den Hausbewohnern von Gr`str. 3 (Gryphiusstrasse
3 in Hamburg, wo die Eltern wohnen. Der Herausgeber.), den Herren Lieferanten,
Paula und wie sie alle da sind!
Entsinnt Ihr Euch noch der kleinen Klöben
für 8 Pf., die Quast verkaufte u. bei dem Bäcker oben in der Ulmenstr.
bezog? Es waren immer so schön viele Rosinen darinnen u. mit Zucker war auch
nicht gespart dabei. Hoffentlich gibt es die Dinger im Frieden wieder!
Herzlich grüß und küßt
Euch, alles erdenklich Gute wünschend,
Euer
Ekki.
Anbei zwei Luftfeldpostmarken, aber bitte erst neue Anschrift abwarten!
Weitere Briefe sind nicht mehr angekommen. Ekkehard Johler gilt als vermisst.
Diverse Nachforschungen über das Rote Kreuz, Suchdienst München, blieben
ohne konkretes Ergebnis:
"Gutachten über das Schicksal des Verschollenen
Ekkehard Johler, geb. 21.10.21
Truppenteil: Schweres Werfer-Regiment 2
Letzte eigene Nachricht vom Dezember 1942
DRK-Verschollenen-Bildliste Band GG, Seite 398
Ausgangspunkt für die Nachforschungen waren die dem Suchantrag entnommenen
Angaben, die in die Verschollenen-Bildlisten aufgenommen wurden. Damit sind alle
erreichbaren Heimkehrer aus Krieg und Gefangenschaft befragt worden, von denen
angenommen werden konnte, daß sie mit dem Verschollenen zuletzt zusammengewesen
sind. Diese Begragungen fanden sowohl in der Bundesrepublik aals auch in Österreich
und anderen Nachbarländern Deutschlands statt.
Ferner sind von anderen Stellen, die Unterlagen über die Verluste im 2. Weltkrieg
besitzen, Informationen eingeholt worden. In erster Linie handelt es sich hierbei
um das Internationale Kommitee vom Roten Kreuz in Genf, die Deutsche Dienststelle
für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen
der ehemaligen deutschen Wehrmacht in Berlin und die Heimatortskarteien.
Über diese individuellen Ermittlungen hinaus wurde die Frage geprüft,
ob der Verschollene in Gefangenschaft geraten sein konnte. Dabei wurden die Kampfhandlungen,
an denen er zuletzt teilgenommen hat, rekonstruiert. Als Unterlage dienten dem
DRK-Suchdienst Angaben über Kameraden, die der gleichen Einheit angehört
hatten und zum selben Zeitpunkt und am selben Einsatzort verschollen sind, Heimkehrerberichte,
Schilderungen von Kampfhandlungen, Kriegstagebücher sowie Heeres- und Speziallandkarten.
Das Ergebnis aller Nachforschungen führte zu dem Schluß, daß
Ekkehard J o h l e r
mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Kesel von Stalingrad oder bald
nach einer Gefangenahme den Tod gefunden hat.
Zur Begründung wird angeführt:
Im Spätherbst des Jahres 1942 hatte die deutsche 6. Armee schwere Kämpfe
um Stalingrad zu bestehen.
Dem an Zahl und Ausrüstung weit überlegenen Gegner gelang es am 19.
November, sowohl im Norden am Don als auch im Südosten in der Steppe durch
die Hauptkampflinie zu stoßen. Am 23. November vereinigten sich seine Heeresgruppen
im Raum von Kalatsch am Don. Damit waren 22 Divisionen der 6. Armee sowie weitere
selbständige Heeres- und Luftwaffeneinheiten, insgesamt mehr als 200 000
Soldaten, eingekesselt. Eine deutsche Offensive zu ihrer Befreiung scheiterte
im Dezember. Durch pausenlose Angriffe engten die sowjetischen Armeen den Verteidigungsraum
mehr und mehr ein. Am 10. Januar 1943 traten sie von Westen her zur Entscheidungsschlacht
an, eroberten innerhalb von 5 Tagen die Hälfte des eingeschlossenen Gebietes
und besetzten eine Woche später den letzten für die Versorgung sowie
für den Abtransport der Schwerverwundeten so wichtigen Flugplatz Gumrak.
Am 26. Januar wurde das Kampfgebiet in der Stadt in einen Süd- und einen
Nordteil gespalten. Am 31. Januar mußte der Südteil kapitulieren. Am
2. Februar erloschen auch im Nordteil die Kämpfe.
Mehr als 90 000 deutsche Soldaten gerieten in Gefangenschaft. Die Kellerräume
in den Ruinen Stalingrads waren mit Verwundeten überfüllt. Sie konnten
nicht versorgt werden. Der Vorrat an Verbandsmaterial und Medikamenten war zu
gering; die einfachsten sanitären Anlagen fehlten. Die Unterkünfte waren
zum größten Teil zerstört; viele tausend Gefangene mußten
in zahlreichen Kolonnen tagelang bei 25 bis 30 Grag Kälte hin- und hermarschieren,
bis sie in Behelfslagern - teilweise in Erdbunkern - bleiben konnten. Zur allgemeinen
selischen und körperlichen Erschöpfung kam die völlig unzureichende
Verpflegung. Viele Soldaten fanden hier schon in den ersten Wochen den Tod.
Große Sammellager befanden sich in Beketowka, Dubowka, Frolowo, Krasnoarmeisk
und in Stalingrad selbst. Bald nachdem ein Lager bezogen war, brachen dort Ruhr
und Fleckfieber aus; die Folge war, daß auch weiterhin die Sterblichkeitsziffer
ungemein hoch blieb.
Von den weit mehr als 200 000 deutschen Soldaten, die um Stalingrad gekämpft
haben, sind ungefähr 6 000 am Leben geblieben. Soweit sie erreichbar waren,
wurden sie nach dem Verbleib ihrer Kameraden befragt.
Kein Heimkehrer konnte über das Schicksal des Verschollenen etwas berichten.
Zweifellos gehört er zu den Opfern des Kampfes um Stalingrad.
München, den 31. Januar 1972
gez. Max Heinrich
Direktor"
Die letzte amtliche Urkunde über Ekkehard Johler:
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