|
|
Morsum, 1925. Das erste bekannte Foto von Georg Lauritzen.
Husum, 8.7.1886. Georg Julius Matzen und seine
Frau Ohmine geb. Thaysen. Er ist der Namenspatron für Georg
Julius Matzen Lauritzen. Georgs Vater Andreas
dankt durch diese Namensgebung für die grosszügige
Unterstützung durch das kinderlose Ehepaar:
Sie finanzierten Andreas Internat in Husum und
schenkten ihm ihr Haus in Morsum.
Kinderfoto von Namenspatron
Georg Julius Matzen. |
Morsum 1933. Georg Lauritzen
Die kurzgeschorenen Haare waren praktisch. Bei Regen schmerzten harte
Tropfen jedoch gelegentlich auf dem Kopf und Georg weinte (lt. Willy Schröder,
Jugendfreund).

Georg Lauritzen Mitte stehend.
Morsum ca. 1933. Georg Lauritzen unten rechts. Bruder Erk oben
links.
Morsum/Sylt, 1936. Georg Lauritzen,13, (r.) sitzt
neben seinem Bruder Erk,12, südlich des heutigen Täärpstig.
Das Haus im Hintergrund ist die Schmiede von August Merkel (heutige Adresse
Täärpstig 54?). Der Blick geht nach Norden.
Erk hat im Gegensatz zu Georg ein sportliches Talent. Als Kind, so wird berichtet, ist er mal auf einen hohen Pfahl geklettert und hat sich auf eine dort befindliche Platte gesetzt. Besorgte Dorfbewohner benachrichtigen daraufhin seinen Vater Andreas. Der schätzt die Fähigkeiten seines Sohnes so ein:"Der kommt da auch wieder runter."
1937. Georg Lauritzen 14 Jahre alt.
Flensburg, ca. 1939. Georg Lauritzen (3.v.l.) mit Mitschülern der Handelsschule.
Flensburg, ca. 1940. Lehrling Georg Lauritzen (4.v.r.) in der Kneipe mit
(v.r.) Willy Schröder (Jugendfreund) , Kalli Schröder, John
Meinerts.
Frankreich, 2. Weltkrieg. Georg Lauritzen im Dienstrang eines Fliegers (unterster Mannschaftsrang)
 Georg Lauritzen (r.) als Soldat im 2. Weltkrieg mit seinem LKW möglicherweise in Russland. Er gehört zu einer Nachschubeinheit des Flieger-Ausbildungs-Regiment 13.
 Georg Lauritzen (l.) im Osten.

Foto aus dem Nachlass von Georg Lauritzen. Möglicherweise Frankreich.

Foto aus dem Nachlass von Georg Lauritzen. Möglicherweise Frankreich.
 Georg Lauritzen (r.)

Georg Lauritzen im Krieg: Kartoffeln schälen in Zivil.

Georg Lauritzen (3.v.r.unten) bei einer Weihnachtsfeier im Krieg. Ort unbekannt.
 Georg Lauritzen (3.v.l.) bei einer Weihnachtsfeier im Krieg. Ort unbekannt. Mittlerweile ist er Obergefreiter.

Georg Lauritzen (r.). Ort und Zeit sind unbekannt.
 LKW auf Zug verladen. Foto: Nachlass Georg Lauritzen

Möglicherweise Zug nach Luftangriff. Foto: Nachlass Georg Lauritzen

Möglicherweise Zug nach Luftangriff. Foto: Nachlass Georg Lauritzen
Diese Fotos sind die einzigen aus dem Nachlass, die ggf. Kriegseinwirkungen zeigen. Mein Vater Georg Lauritzen berichtete mir von Partisanenbedrohungen in Jugoslawien. Eine persönliche Verwicklung hat er nicht geschildert.
Morsum. Georg Lauritzen auf Heimaturlaub (o.J.).

Dokument seiner Entlassung. Letzter Truppenteil ist die Panzer Jäger-Ersatz-Abteilung 20. Er hat weiterhin einen Mannschaftsgrad. Seinen Führerschein für LKW, auch mit Kettenantrieb, lässt sich Georg Lauritzen nicht für das Zivilleben umschreiben. Erstaunte Reaktion seines Sohnes, der das mit 16 Jahren erfuhr:"Den hättte man doch vielleicht noch mal gebrauchen können!" Aber Georg Lauritzen sieht den Verzicht als Chance, nicht in einen neuen Krieg ziehen zu müssen.

Symbol für Normalität: Der Personalausweis der Britischen Zone
wird als Kundenkarte weiterverwendet.
Morsum o.J. Ein Foto von Toni Matzen im Nachlass von Georg Lauritzen. Möglicherweise war sie mit ihm befreundet. Es könnte sich auf dem Foto um den Wall von Georg Lauritzens Elternhaus handeln.
Morsum o.J. Ein weiteres Foto von Toni Matzen im Nachlass von Georg Lauritzen.
Westerland, 1947. Georg Lauritzen unterrichtet zu der Zeit
an der Morsumer Schule.

Georg Lauritzen. Mit Brille. Ohne Sehhilfe konnte er nur schlecht sehen. Mein Lieblingsfoto.
Morsum, 30.11.1947. Foto für Karin Johler in Hamburg.
Ca. 1947. Foto für Georg Lauritzen.
Hamburg, 21.8.1948. Georg Lauritzen heiratet Karin Johler in Hamburg. Karin war zu diesem Zeitpunkt bereits schwanger. Von ihrer Schwangerschaft erzählte sie Georg während eines Kliff-Spaziergangs in Morsum. Seine Reaktion:"Dass Du unsere Liebe mit einem Kind krönst!"

1948 will Georg Lauritzen bei seinem Onkel Adolf Lauritzen in Berlin eine
Stellung annehmen, der dort eine Druckerei betrieb. Der Interzonen-Reisepass
war schon ausgestellt, da macht die Berlin-Blockade der Russen auch dieses
Papier zu Makulatur. Georg Lauritzen bleibt zunächst auf Sylt. Das Geld ist knapp für die junge Familie:
 3020,21 DM minus 214,31DM Lohnsteuer minus 15,96DM Kirchensteuer macht 2789,94DM netto, also 232,50 pro Monat für drei Personen.
Für die Firma Momme Andresen befestigt der gelernte Kaufmann Georg Lauritzen die Straße Holm in Morsum per Schaufel mit Schotter. Andere Arbeit gibt es nicht.

In dieser Mühle verkauft Georg Lauritzen 1950 Hühnerfutter.
Weiter: Georg Lauritzen heiratet
am 21.8.1948 Karin Johler.
|
 |
 |
 |
e-mail
an ekkehard lauritzen
home
seite schliessen
Georg Julius Matzen Lauritzen
*17.2.1923 in Morsum/Sylt
3.4.1970 in Kiel
Seine Eltern Andreas
und Getje Lauritzen arbeiten als Bauern. Georg Lauritzen ist 8 Jahre alt als seine
Mutter stirbt. Er besucht von 1929-35 die Grundschule in Morsum. Vom Schulhof gab es einen freien Blick auf den daneben liegenden Friedhof. Wie er Karin später berichtet, hatte er das Grab seiner Mutter von dort stets im Blick. Erst nach dem Krieg wird eine Mauer die Sichtachse versperren. 1936 wechselt
er als Fahrschüler ins Gymnasium (Friedrich-Paulsen-Schule) nach
Niebüll und geht 1938 mit der Mittleren Reife ab. Er zeigt mässige
Leistungen und ist schulmüde.
Trotzdem besucht er im folgenden
die Höhere Handelsschule in Flensburg (1938-1939). Hauptschwächen
im Zeugnis sind die Deutsch- und Englischnoten - möglicherweise eine
Auswirkung seiner friesischsprachig geprägten Jugend. Er absolviert
mit größerer Motivation und besserem Erfolg -ebenfalls in Flensburg-
eine kaufmännische Lehre in der Heinrich Schmidt G.m.b.H Kohlen-Gross-
und Kleinhandel / Brikets / Koks. (1939-41).
Nach der Lehre meldet er sich 1941
freiwillig zum Militär in der NSKK-Transportstandarte Speer.
Eine erzwungene Freiwilligkeit mit dem persönlichen Ziel, sich einen Dienst
zu wählen, ohne auf Menschen schießen zu müssen. Seine Ausbildung zum Lkw-Fahrer absolviert
er in Berlin. Im Nachschub fährt er nach Russland (u.a. nach Stalingrad, das er kurz vor der Errichtung des Kessels im November 1942 noch wieder verlassen kann),
Frankreich, und Serbien. Im Osten wird Georg Lauritzen Ohrenzeuge von Erschießungen. Die Opfer stehen an einer Grube und werden hingerichtet. Er erzählt davon während eines Heimaturlaubs seinem Vater Andreas Lauritzen. Dieser bestreitet, dass sich solche Gräueltaten ereignet haben könnten. (Geschichtlicher Hintergrund am Ende dieser Spalte). Georg Lauritzen kommt am 7. Mai 1945 - einen Tag vor Kriegsende
nach Hause zurück.
Das kam so: Georg wird 1945 aus einem
Lazarett in Stettin entlassen, nachdem seine Diphterie-Erkrankung halbwegs
ausgeheilt ist. Sein Auftrag ist es, seine Einheit in der Nähe Hamburgs
zu suchen und sich dort zurückzumelden. Maria Frisé berichtet in einem Artikel in der FAZ (30.4.2020) von vielen Flüchtlingen und auch versprengten Wehrmachtsangehörigen, die in dieser Zeit ebenfalls nach Westen ziehen. Mit selbstgeschnitztem Krückstock aus dem Wald und Gewehr
marschiert Georg von Lübeck aus lieber Richtung Sylt als zu seinem Regiment im Westen.
Er hat nichts zu essen. Bei Bornhöved tauscht er deshalb bei einem
Bauern sein Gewehr gegen eine Mettwurst ein. Lange nach dem Krieg, immer wenn wir als Familie mit dem Auto bei Bornhöved vorbeigefahren sind, erzählt
Georg, dass er hier für sich den Krieg beendet hat. Das war
allerdings nicht ohne Risiko. Überall hängen Plakate mit dem Aufruf:"
Versprengte Soldaten, meldet euch! Sonst..." Mit seinem Stock wandert
er trotzdem weiter bis zum Nord-Ostsee-Kanal. Dort findet er ein Schiff
namens Annemarie, von dem Georg weiß, dass sein Schulfreund aus Morsum, Willy
Schröder, dort einmal als Matrose angeheuert hat. Er ruft, ob noch
jemand an Bord Willy Schröder kenne. Es findet sich einer und Georg
bittet, einen Freund von Schröder über den Kanal zu setzen.
Georg wird mit einem Ruderboot übergesetzt und geht weiter Richtung
Husum.
Unterwegs liest er wieder die Plakate,
auf denen versprengte Soldaten aufgerufen werden, sich zu melden. Wegen
der Gefahr eines Kriegsgerichtsprozesses meldet er sich in Husum bei einer
Kommandantur. Ein Soldat dort glaubt ihm angesichts der Reiseroute nicht, er sei versprengt. Sein
vorgesetzter Offizier, der dazustößt, fragt Georg Lauritzen nach
seinem Namen. Nachfrage des Offiziers:"Kennen Sie Andreas Lauritzen?".
"Klar", denn das ist Georgs Vater. Daraufhin schnauzt der Offizier
den Soldaten an, dem kranken Georg einen Stuhl anzubieten und befielt
ihm, einen Passierschein auszustellen, um mit der Bahn nach Sylt fahren
zu können. Der Offizier ist ein Schulkamerad von Andreas Lauritzen
aus dem Hermann-Tast-Gymnasium in Husum. Georg Lauritzen beendet den Krieg, ohne einmal auf Menschen geschossen zu haben.
Mit dem letzten Zug vor Kriegsende
(8. Mai) fährt Georg am 7.Mai 1945 über den Hindenburgdamm nach Morsum. Sein Vater begrüßt ihn mit den Worten:"Das habe ich mir gedacht, dass du der erste bist, der zurückkommt."
Sein Bruder Erk, Fallschirmspringer u.a. in Griechenland (Kreta) und Italien, kommt erst einige Tage später nach
Morsum. Weil kein Zug mehr fährt, muss er zu Fuß über
den Damm laufen.
Am 30. August meldet sich Georg
Lauritzen bei einer britischen Entlassungststelle. Als letzten Truppenteil
gibt er die Panzer Jäger-Ersatz-Abteilung 20 an, Mannschaftsdienstgrad.
Seine Erkennungsmarke: -10779- Flg. Ausb. Rgt. 13
(Flieger-Ausbildungs-Regiment 13).
1946-1948 arbeitet Georg Lauritzen
als Schulhelfer in Morsum. In der Zeit unterrichtet er
u.a. seinen Bruder Uwe.
Lehrer Bensel schreibt darüber
in Georgs Arbeitszeugnis:"Trotz ganz kurzer Ausbildung verstand er
es vollkommen selbständig in der ihm anvertrauten Klasse von 76 Kindern
gute und fördernder Arbeit zu leisten."
In der Nachkriegszeit wird auch für kurze Zeit Tabak für den Eigengebrauch angebaut. Die grünen Blätter werden in der Scheune aufgefädelt zum Trocknen aufgehängt.
Georg Lauritzen fährt einmal nach Westen
(heutiges Nordrhein-Westfalen), um sich mit ehemaligen Kriegskameraden zu treffen.
1948 verlobt sich Georg mit Karin
Johler und entschließt sich dazu, für seinen Onkel Adolf Lauritzen
zu arbeiten, der in Berlin die Druckerei W. Engelmann in Berlin betreibt. Hier werden Weinetiketten
hergestellt. Wegen der Blockade Berlins kann er diese Tätigkeit jedoch nicht aufnehmen.
Ende 1949 arbeitet Georg Lauritzen für die Tiefbaufirma Momme Andresen aus Bredstedt. Er bessert die Straße Holm im Westen von Morsum aus. Er ist dort oft der einzige Arbeiter. Später erzählt er wiederholt seinen Kindern, dass das seine Straße sei.
1950 arbeitet Georg Lauritzen einige
Monate in der Keitum-Mühle Andersen Jepsen, Getreide / Mehl /
Futtermittel / Kunstdünger / Saatreinigungsanlage. Er ist dort für den Vertrieb von Hühnerfutter zuständig, das in 5kg-Jutesäcken verpackt überwiegend in den Dörfern Richtung List verkauft wird.
Georg Lauritzen heiratet
am 21.8.1948 Karin Johler.
Siehe auch historische Karte
von Morsum (Stand 1878)
sowie die Anschlusskarte Keitum
Karte Morsum 1811 (Vermessung
1783-87)
Geschichtliche Einordnung der von Georg Lauritzen beobachteten Erschießungen
Georg Lauritzen ist im 2. Weltkrieg im Nachschub per LKW auch in Stalingrad gewesen. Auf diesem Weg dürfte er durch die Ukraine gefahren sein. Dort gibt es bis zu 1500 Hinrichtungsstätten an Stadträndern und in Wäldern. Viele sind noch nicht einmal gefunden. Der bekannnteste Ort solcher Massenerschiessungen ist Babij Jar, eine Schlucht in der Nähe von Kiew (heute Stadtgebiet), wo fast
34 000 dort lebende Juden 1941 innerhalb von 36 Stunden ermordert wurden. Dort dürfte Georg Lauritzen zu der Zeit nicht gewesen sein, weil er sich wohl noch in der Ausbildung befunden hat. Die Morde an Juden, Roma, ukrainischen Partisanen, Kriegsgefangenen und Kommunisten durch das Polizeiregiment Russland-Süd, des Sonderkommandos 4a der SS-Einsatzgruppe C, des Polizeireservebatallions 9, Angehörige der Geheimen Feldpolizei, Wehrmachtssoldaten und Einheimische in Babij Jar wurden bis zur Einkesselung Stalingrads 1942/43 in der gesamten Ukraine fortgesetzt.(Cathrin Kahlweit, Der Abgrund, Süddeutsche Zeitung 3./4.9.2016)
|
 |
 |
|