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Lübeck, 3.9.1919. Elwine Ude(23) wechselt ihren Nachnamen.
Ehemann ist Pastor Hans Johler(37).

Die Verbindung zweier Menschen führt nicht unvermittelt zur Hochzeit. Hier ein Foto aus der Verlobungszeit.
Elwine Johler erzählt 1978, wie es zu ihrer Verlobung mit Hans
Johler kam. Hier zu hören
Ladezeit geduldig abwarten.
Während der Verlobungszeit hat Hans Johler Elwine Ude häufig in Hamburg besucht. Öfter fährt er nach der Fährankunft in Hoyerschleuse noch mal kurz nach Esbjerg in Dänemark. Dort kauft er Schmuck für seine Verlobte. In Morsum ist der nicht zu kaufen. Eine Bernsteinkette gehört dazu. Als Elwine sie während eines Besuchs bei ihrer künftigen Schwiegermutter Marie Johler trägt, kritisiert sie spitzzüngig:"Was ist denn das für eine Kuhkette!" Marie Johler will nicht, dass ihre Kinder heiraten. Sie ist wohl eifersüchtig. Hans Schwester Irmgard redet sie eine Heirat mit einem Arzt aus:"Der will nur dein Geld!"

Links neben dem Hochzeitspaar sitzt Elwines Großvater, der Lübecker
Kaufmann Adolf Lampe,72. Rechts hat man Julie Ude, platziert, die Großmutter
von Hans. Auch sie ist 72 Jahre alt.

Alle Hochzeitsgäste (v.l.)oben:Freund, Mimi (Wilhelmine) Dimpker
geb. Krickhuhn, Vater Rudolf Ude, Ruth Mause, Freund, Walter Heyesen,
Rudolf Ude jun.
sitzend:Maria Ude, Mutter Elwine Ude, Brautpaar, Julie Ude, Adolf Lampe,
Tante Thiel (Nachbarin)
unten: Inge Ude, Gerda Ude (Cousine), Heinrich Ude.

Lübeck, 1919. Kurz vorher trifft man sich zur Verlobung von Hans
und Elwine in ähnlicher Formation:
v.l.oben:unbekannt, Mimi Dimker, Elwine und Hans, Irmgard und Ingo Johler,
Vater und Sohn Rudolf Ude.
v.l.Mitte: Nachbarin Tante Thiel, Elwine Ude, Marie Johler, Julie Ude,
Gustav Johler, Adolf Lampe.
v.l. unten: Hein und Inge Ude, Karlaugust Johler.
Morsum ca. 1920. Blick von Nordwesten auf das Pastorat. Die Scheune mit Stall links wurde erst in den 1970er Jahren zu einem Gemeindesaal umgebaut.

Südwestlicher Blick auf das Pastorat.
Zum Pastorat gehört auch ein landwirtschaftlicher Betrieb, ohne
den Hans Johler nicht überleben könnte. Die Landwirtschaft
wird erst 1926 aufgegeben. Im Jahr 1917 kauft Pastor Johler eine Kuh,
die sein halbes Jahresgehalt kostet. Zu der Zeit gilt in Morsum das Recht auf freie Weide am Straßenrand. Die Tiere finden abends ihren Weg allein nach Hause. Wenn Pastor Johler sonntags zur Kirche geht, passiert es immer mal wieder, dass seine Schafe ihn als Halter erkennen und ihn ein Stück seines Weges zum Gottesdienst begleiten.
Morsum ca. 1920. Blick von Süden.
Nach der Zählung von 1924 hat die Gemeinde 497 Einwohner. Zu den
Predigt-Gottesdiensten kommen 1925 durchschnittlich 49 Erwachsene (Abendmahl
99). 1921 waren es noch 55 Besucher.
 
Morsum. ca. 1919. Die Kirche mit der
alten Dorfschule.
Morsum 1919.
Morsum, Pastorat. Elwine Johler guckt zur Pöster
raus. Das Leben im Pastorat ist nicht einfach. Wasser gibt es hier nur aus der Handpumpe im Stall. Kein Vergleich zu ihrem Leben in Lübeck. Deshalb hätte es Elwine gern gesehen, wenn die Familie wegzieht.
Morsum,6.1.1922. Elwine mit Sohn Ekkehard im Morsumer Pastorat.
Dieses Foto schießt und entwickelt Nachbar Andreas Lauritzen,
der spätere Schwiegervater der noch nicht geborenen
Tochter Karin Johler.
In diesem Winter friert das Wattenmeer zu. Pastor Johler überquert
das Eis zum Festland zu Fuss am 9. und 13. Februar 1922.

Hans und Elwine Johler mit Sohn Ekkehard
Morsum, 21.10.1922. Ekkehard Johler ist ein Jahr alt geworden!
Morsum, 8. Sept. 1924. Pastors Kuh mit Sohn Ekkehard.
Der landwirtschaftliche Betrieb im Pastorat, der im Notjahr 1917 eingerichtet
wird, bleibt bis zum Januar 1926 erhalten. Die 1. Kuh kostet 1917 das
halbe Jahresgehalt des Pastors Johler. Jens Booysen berichtet 1828,
dass Prediger nicht nur von den zum Pastorate gehörenden Ländereien
leben, sondern vom Ertrag des "Klingelbeutels" am Neujahrstag,
Gebühren für Heiraten, Beerdigungen, Konfirmationen sowie
für Geburts- und Taufscheine.
Im Hintergrund der "Sylter Hof".
Ehefrau Elwine Johler lernt bald nach ihrer Ankunft auf Sylt notgedrungen das Melken. Frau Matzen, die in dem Haus wohnte, das später Axel Springer am Morsumer Golfplatz gehörte, bringt es ihr bei.
Nach ihrer "Prüfung" gibt es großes Lob:"Riin üt!", also alles heraus. Die Kuh war ausgemolken.
Herbst 1925. Wieder die Kuh von Pastor Johler auf der Fenne neben dem Pastorat mit Tilly Hinsch.
Morsum, 29.6.1924. Hans Johler schiesst dieses Foto
von seiner Frau Elwine und seinem Sohn Ekkehard
für seinen Vater Gustav Johler. Es soll seinem Vorschlag nach
in die Bildergalerie im Frühstückszimmer in der
Bärenallee in Hamburg eingereiht werden. Vater Hans nennt
seinen Sohn hier Ekkemann
(gemäß Vermerk auf der Bildrückseite).

Großmutter Elwine Ude mit ihrem ersten Enkelkind Ekkehard Johler. Sie trägt ihr goldenes Medaillon, das über Generationen weitervererbt wird.
Morsum, Pastoratsgarten ca. 1923. Hans und Ewine Johler (l.) haben Besuch von ihrem Bruder Rudolf und seiner Frau Trudel aus Mölln. Auf dem Arm von Trudel wird Ekkehard gehalten.
Morsum, ca. 1923. Die Ostseite des Pastorats. Aus dem Fenster lehnt sich möglicherweise Tilly Hinsch, die bei Ewine Johler den Haushalt unterstützt.
Sylter Weststrand, 12.8.1925. Hans und Elwine (r.)
Johler haben Besuch von Tilly
Hinsch (l.) aus Trittau.
Morsum, 21.6.1925.
Elwine Johler mit ihrern Kindern Ekkehard und Karin. Die Liste von Karins Taufpaten ist lang. Neben Reichspräsident Hindenburg aus Berlin sind es Großmutter Maria Johler aus Wandsbek mit ihrer Tochter Irmgard, Großmutter Elwine Ude aus Lübeck, Alice und Anni Matzen aus Morsum, die Regierungsbaumeister Ludwig Griebel aus Keitum und Erich Weinnoldt aus Rodenäs, die von jeweils ihrer Seite den Dammbau nach Sylt verantworteten. Außerdem der Techniker Johannes Peters von Nösse, ebenfalls beim den Dammbau beschäftigt.
Vogelkoje, 4.6.1925. Familienausflug der Familie Johler mit Freunden
aus Morsum. Mit dabei sind rechts von Hans Johler Getje Lauritzen mit ihrem
Sohn Georg Julius, der spätere Schwiegersohn von Elwine und Hans.
Ekkehard Johler im Matrosenanzug. Ganz rechts Elwine Johler. Links von Hans Johler sitzt Getje Lauritzens Vater Jens Erken aus Keitum.
Der Pastor von Morsum/Sylt, 42, in seiner Amtstracht (1920).
"Pastor Johler machte auch Hausbesuche. Besonders bei denen, die es etwas knapp hatten. Auch wenn sie keine eifrigen Kirchgänger waren. Er kam in der Dämmerstunde
und erkundigte sich bei ihnen wie es denn so gehe. Wenn es dann dunkel geworden war, verabschiedete er sich und wünschte alles Gute und Gottes Segen. Wenn dann nachher die Petroleumlampe angezündet wurde, lag oft eine Tüte mit Grütze oder Graupen auf dem Tisch und alle konnten wieder einmal satt werden. - Diese Geschichte hat mir Sören Schmidt erzählt. Er sagte darauf:"Pastor Johler war ein Mensch, der uns nie beschämt hat."(Berthin Hansen, Enkel von Küster Hansen aus Morsum)
Sören Schmidt ist am 23.6.1895 in Morsum geboren und 1973 gestorben. Beerdigt wurde er in Westerland.

Koko ist der Maler Friedrich Albin Koko-Mikoletzki (1887 – 1981). Während eines kurzen Aufenthalts auf Sylt wohnt er im Morsumer Pastorat. Sein Auftrag ist, Portraits für Peter Fix zu malen. Die Firma Peter Fix Söhne, Duisburg, baut den Hindenburgdamm von Sylt aus. Als Dank für die gastgebende Familie Johler schenkt er ihnen dieses Bild vom Morsum Kliff und ein weiteres vom Keitum Kliff. Und er schreibt ein Gedicht in das Gästebuch:
"30. September bis 10. Oktober 1925
Einst macht ich mich auf meine Beene
Zu malen Peter Fixens Söhne:
„Andreas“, der den Dammbau machte,
Daß fast die ganze Insel krachte,
Der saß dafür mir zu Modell.
Er war ein köstlicher Gesell
Und köstlich war sein Wein,
Den er mir oft goß ein.
Er sagte mir:
Zum Nachtquartier
Empfehl ich dieses Häuschen hier.
So klopft` ich abends an die Hütte
Und brachte vor gleich meine Bitte.
Man war darüber dort verblüfft,
Wie man das manchmal eben trifft.
Ich tat, als merkte ich es nicht
Mit unschuldsvollem Angesicht….
Da stellte sich gar bald heraus
Ich war in Morsum`s Pastorhaus;
Und nun begriff ich erst voll Scham,
Wie sonderbar ich mich benahm.
War erst ein wenig noch geknickt
Doch dann: Das hat Dir Gott geschickt,
Und da ich aufgenommen ward,
Fand ich die Sache recht apart:
Mit Schlagsahne – ach es war toll-
Füllt ich den Magen oft mir voll;
Und konnte mich auch nicht erwehren
Ganz heimlich Äpfel zu verzehren
…Ich wußte, daß es Diebstahl war,
Gestand dies auch dem Pastornpaar…
Und für die vielen guten Sachen
Wollt ich nun auch was gutes machen,
So öffnet ich das Kirchentor
Und nahm mal all die Bilder vor.
Der Zahn der Zeit hatt´ sie zernagt
Ich restauriert´ sie unverzagt
Und hoff´, daß auch die Kirchenväter
Sich dran erfreuen würden später,
Und wünsch daß aus das Pastornpaar,
Bei dem ich etwas länglich war
An mich denkt dann ein wenig gerne,
Wenn ich verweil in weiter Ferne. Koko"
So wie Koko werden immer wieder in Morsum gestrandete Quariersuchende von den einheimischen Bauern ins Pastorat geschickt. Sie wollten nicht Fremden helfen. Der Pastor bietet ihnen Übernachtungsmöglichkeiten. Als Dank tragen sie sich ins Gästebuch ein.

Auch diesen Blick von Keitum auf das Watt malt der Gast von Familie Johler.

Morsum, 23.5.1926. Hans Johler mit Sohn Ekkehard vor dem Pastorat.

Morsum, 19.10.1925. Elwine Johler mit Sohn Ekkehard und Margot Schmidt vor dem Morsumer Pastorat.

Morsum, Ostern 1927. Pastor Hans mit Ehefrau Elwine und den Kindern
(v.r.) Roland, Karin, Ekkehard sowie Hausmädchen Frl. Mimi,37, aus Hamburg vor dem
Pastorat.-
Ab Februar 1927 wird der Wall im Norden des Pastoratsgartens, der durch
den Dammbau gegen die künftige Bahnhofstrasse grenzt, in dazu von
Kirchenvertreter Anton Jensen gelieferten Feldsteinen neu -in Beton
gebettet- aufgesetzt.

Westerland, 29.8.1926. Hans und Elwine Johler (v.r.)
1924. Elwine Johler(o.,38) mit Sohn Ekkehard.
Rechts Elwine Johlers Mutter Elwine Ude geb. Lampe(61).
Links Julie Ude geb. Utermöhlen(77), die Großmutter väterlicherseits.

Morsum, Ostern 1927. Hans und Elwine Johler im Garten des Pastorats in Morsum. Mit dabei ihre Kinder (v.l.) Roland, Karin und Ekkehard.

dito.

Mit solchen Emaille-Schildern wird für die Fahrt nach Sylt geworben.
Der Hindenburgdamm wird erst 1927 eingeweiht.

Widmung: "Herrn und Frau Pastor Johler in dankbarem
Gedenken an die schönen Stunden gemeinsamer Arbeit
von der Verfasserin. Erfurt, 6. Okt. 1930."

Morum/Sylt 1.6.1927. Patenkind Karin Johler auf dem Arm ihrer Mutter
Elwine überreicht dem Reichspräsidenten Paul von Hindenburg
einen Blumenstrauss. Anlass ist die Einweihung des Hindenburgdammes.
mehr zum Dammbau

Morsum 30er Jahre. Der frühere Zugang zur Kirche von der
ehemaligen Dorfschule aus.
Erstaunlich gelassen erläutert Hans Johler seine Trennung vom Morsumer Pastorat gegenüber einer Freundin der Familie (Frl. Margaretha Hebbeln, Hademarschen bei Rendsburg, Holstentor-Schwester von Hannes Hebbeln, der als Junglehrer in Morsum tätig war.):
Den Text können Sie in Druckschrift lesen, wenn Sie mit der Maus über den Text fahren.



Hans Johler kauft sich noch ein Romanexemplar des Dammbau in der dritten Auflage von 1941. Im Abstand von mehr als einem Jahrzehnt zum Abschied von Morsum blickt er zurück und schreibt in dieses Exemplar:
Hans Johler leidet noch immer an seinem von der Kirche erzwungenen Abschied aus Morsum, resigniert aber nicht, gibt sich selbstreflektierend kämpferisch und blickt positiv in die Zukunft. Einen Erfolg sieht er darin, dass der Damm steht. Dazu hat er als Morsumer Pastor vermittelnd, ausgleichend und perspektivgebend in der Gemeinde und bei Dammbauarbeitern beigetragen. Sein Realitätssinn, die Bereitschaft zur Anpassung an unausweichliche Veränderungen, sein tief verinnerlichtes Gottvertrauen haben ihm die Kraft für seine Abeit gegeben. Seelsorge bedeutet für ihn Zuwendung, die zwischen Menschen keinen Unterschied macht. Damit verbunden ist eine persönliche seelische Belastung, die im obigen Text deutlich wird.
Später ab 1929 als Binnenschifferpastor in Hamburg versucht er immer wieder ohne große Unterstützung z.T. auch gegen kirchenhierarchische Erwartungen soziale Not von Binnenschifferfamilien zu lindern. Immer wieder besucht er sie auf ihren Schiffen. Da sie häufig unterwegs sind, trifft er zunächst stets neue Familien. Deren Kinder fahren immer mit. Das Leben an Bord erscheint ihm kümmerlich. Nach und nach kennt er viele und hält für sie gelegentlich auch Gottesdienste in der Veddeler Kirche. Da er von der Branche der Binnenschifffahrt nichts versteht, erarbeitet er sich fachlichen Grundlage dafür durch ein Studium der Volkswirtschaft und Soziologie, das er mit seiner 1940 in der hansischen Universität vorgelegten Dissertation mit dem Titel Die Strukturwandlungen der Binnenschiffahrt im Jahrzehnt 1930 -1940 in Hamburg als Grundlage einer Soziologie des deutschen Schifferstandes abschließt. Sein Betreuer ist Prof. Schulz-Kiesow.
Während des Studiums ist Hans Johler der einzige weißhaarige Student älteren Semesters. Daran hat sich niemand gestört. Er schreibt seine Doktorarbeit auf einer Schreibmaschine, die beim Kauf hochmodern ist, deren Technik aber schnell veraltet. Es ist eine AEG Mignon. "This was called an index typewriter; to operate it, the pointer was pointed at a letter, and the key to the right was pressed to type it." Quelle Wikipedia. Bei dieser Schreibmaschine muss man jeden zu druckenden Buchstaben mit einem fest installierten, mechanisch beweglichen Stift auf der nur gedruckten Tastatur ansteuern, sich dabei zwischen Groß- oder Kleinbuchstabe entscheiden und ihn dann mit einem zu drückenden Knopf zu Papier bringen. Da die Doktorarbeit in mehreren Exemplaren eingereicht werden muss, Hans Johler aber das Geld für einen Druck fehlt, hat er sie mehrfach getippt an der Universität Hamburg eingereicht. Auch das Exemplar in der Stabi (noch immer ausleihbar) ist natürlich so geschrieben.
Vorteil der AEG-Mignon-Schreibmaschine
ist ihr geringes Gewicht. Leicht wie eine Reiseschreibmaschine. Elwine Johler hat vor ihrer Ehe schon an komfortabler zu bedienenden Büroschreibmaschinen gearbeitet. Sie sind jedoch sehr schwer. Hans Johler liebt den technischen Fortschritt und kauft im Rahmen seiner bescheidenen Mittel gern den Stand der Technik.

Predigertafel in der Kirche in Morsum auf Sylt. Fotografie: Jan Hinsch.

Flensburg, Falkenberg 13. Pastor Johlers Familie wohnt hier nach
Ende seiner Dienstzeit von November 1927 - April 1929. Während
dieser Zeit arbeitet Pastor Johler schon în Hamburg und wohnt
in der Zeit bei seinen Eltern in der Bärenallee 60. Er bekommt
Besuch aus seiner früheren Gemeinde Morsum. Es besuchen ihn (v.l.)
Peter Körner, Paul Kayser, (Ehepaar Johler), Hannes Hebbeln (ehemaliger
Lehrer in Morsum, derzeit Flensburg, Strucksdamm 9), Anna Kayser, Andreas
Lauritzen, Getje Lauritzen, Grete Hebbeln. Davor die Kinder der Familie
Johler.
Flensburg,
ca. 1927. Falkenberg 13 Familie Johler wohnte im ersten Haus links.

Wandsbek, 30.4.1928. Hans Johler hält mit Märchenpostkarten wie dieser Kontakt mit seinen Kindern in Flensburg. Diese Karte ging an "Klein Karin Johler". Die Umstände der Trennung von Morsum beschäftigen ihn weiterhin. Er schreibt: "Heute ist der erste volle warme Frühlingstag. Da möchte ich gern mit Euch in den Marienwald gehen. Und ich würde mit Euch dann ganz froh mich freuen können u. alles Böse und Bittere vergessen."

Flensburg, 17. Juli 1928. Elwine Johler und ihre drei Kinder gucken alle ziemlich geschafft in die Kamera. Des Rätsels Lösung auf der Rückseite:"Der 1. Tag nach d. Masern."

Flensburg, März 1928. Hier ist die Familie Johler noch frei von Masern. die Postkarte ging zu Ostern an Elwines Schwester Inge.

Flensburg, 1928. Karin, Ekkehard, Roland Johler.

Roland und Karin Johler

Roland (5) und Karin Johler(6).

30.6.1928. Hans Johler (M. rechts vom Kreuz) in der Gastronomie des Flughafens Hamburg anläßlich der Ankunft eines "v. Hünefeld" (Bildunterschrift), vermutlich des Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld, eines Flugpioniers.

Flugfeld. Llinks gucken Elwine und Hans Johler auf das Fluggerät. Es könnte sich um Sylt handeln. Die Mode und der Flugzeugtyp sprechen eher für die früheren 20er Jahre. Zu der Zeit leben beide fest auf Sylt.

22.6.1930. Hans (2.v.l.) und sein Bruder Ingo (4.v.l.) auf dem Hamburger Flughafen.
Roland, Ekkehard und Karin Johler am Rotklinkerbau ihrer Wohnung am Grasweg 38a in Hamburg. Hier wohnen sie von April 1929 - September 1935.
Karin erinnert sich an zwei Kellereinbrüche
am Grasweg. Nach dem ersten Einbruch verschwindet das Fahrrad der Haushaltshilfe Paula. Hans Johler als praktisch veranlagter Tüftler legt daraufhin einen Draht von der Kellertür in den Flur seiner Wohnung darüber und schließt ihn an eine Glocke an. Die Alarmanlage wird eines Tages ausgelöst. Elwine Johler hört das Klingeln und eilt in den Keller. Sehr mutig. "Ist da wer?" Der Einbrecher eilt davon. Elwine hinterher. Sie will zur Polizeistation an der Sierichstraße. Der Einbrecher läuft auch daran vorbei. Elwine ist erschöpft von der Verfolgungsjagd und geht in die Wache, um Anzeige zu erstatten. Der Einbrecher, ein junger Mann, wird nicht ermittelt. Gestohlen wird diesmal auch nichts. Nur Karin bleibt die Angst vor dem Keller.

Karin und Roland Johler fahren ein "Kettcar" am Grasweg.

Indianerspiele sind noch üblich in den 1930er Jahren. Karin und Roland Johler.

Roland Johler kutschiert das Nachbarskind Ingrid Busch vor der Wohnung am Grasweg.

Die Geschwister Ekkehard, Karin und Roland Johler (v.l.n.r.) spielen am Grasweg im Eingang des Turmhauses. Die Eisenbahn gehört Roland. Zum selbständigen Fahren musste man mit einem Schlüssel eine Feder aufziehen.

Neben der Familie Johler wohnt der Architekt der Anlage, Walther Hinsch (r.). Hier mit seiner Haushälterin "Tante" Borchert und Nachbarskind Karin Johler. Die Geschwister spielen manchmal
auch in seiner Wohnung, denn sie sind verwandt. Karin ist beeindruckt von der großen Glaswand zwischen Flur und Wohnzimmer. Alles wirkt so hell. Eine Treppe führt nach oben zum Dachgarten. An einem Sylvesterabend gehen alle drei dort hinauf. Ekkehard als ältester hat einige Knallkörper in einer Zigarrenkiste dabei. Es ist schon dunkel. Karin zündet einen Piepmantschen und läßt ihn in die Kiste fallen, weil sie sich nicht die Finger verbrennen will. Es knallt sehr laut, eine Rakete fliegt und Ekkehard sagt nur:"Blöde Schwester!" Sein geplantes Sylvesterfeuerwerk hat sich vorzeitig verabschiedet.
Der Gebäudekomplex am Grasweg wird 1943 von einer Brandbombe stark beschädigt und erst nach dem Krieg wieder aufgebaut.

1931. Dieses Bild von Ekkehard,
Karin und Roland (v.l.) zeichnete die Portraitmalerin Elena Luksch-Makowsky (1878 - 1967) aus dem Nachbarhaus
Grasweg 38 direkt vor ihrer Haustür. Karin erinnert sich an ihre Wohnung:"Das Wohnzimmer stand voll mit Pinseln und Farben." Elena Makowskaja ist die Frau von Prof. Richard Luksch, der am Lerchenfeld als Holzschnitzer arbeitet und lehrt. Später trennen sich die beiden. Sie wird 1878 in St. Petersburg geboren, studiert dort bei Ilja Rjepin und hat später als Malerin in Wien einen eigenwilligen Beitrag zum Jugendstil geleistet. (vgl. Malerei in Hamburg Band 1 (1886 - 1945) von Volker D. Heydorn)

2013. Karin Johler erinnert sich an die Entstehung des Bildes von Elena Luksch-Makowsky am Grasweg 38. Der Zaun steht noch immer.

Auch Rolands Locken sind noch da. Sie fielen in den 1930er Jahren einem radikalen Haarschnitt zum Opfer.

Hamburg, Sylvester 1932. Hans und Elwine Johler(rechts im Bild) feiern lustig verkleidet in der Wohnung von Karl Frahm an der Königstrasse in Altona. Karl Frahm (Mitte rechts) war Direktor der Westbank.

Roland Johler (4-5 Jahre alt)


Ostern 1933. Karin, 8, und Ekkehard Johler, 11. Ekkehard ist Mitglied bei den Grauen Wölfen und der Freischar. Diese Organisationen werden im 3. Reich verboten und in die von militärischem Drill geprägten Hitlerjugend überführt. Karin geht widerwillig in den Bund deutscher Mädchen. Ihre Lehrerin sagt, sie verbaue sich sonst ihre Zukunft. Sie besucht so selten wie möglich die BdM-Treffen, die in den Räumen der Mathäuskirche in Winterhude stattfinden. Es ist ihr dort zu langweilig.

Husum, 1930er Jahre. Roland Johler auf dem Fahrersitz. Von hinten schiebt Jürgen Frahm, der Sohn von Karl Frahm. Sein Vater ist Direktor der dortigen Westbank. Seine Mutter ist Selma Elisabeth Juliane geb. Utermöhlen
*28.5.1849 in Oldenburg. Deren Schwester Johanna Henriette Auguste Julie Utermöhlen *7.9.1847 in Oldenburg heiratet den Bremer Kurzwarenhändler Rudolph Ude, den Großvater von Elwine Johler geb. Ude. Cousins 2. Grades. Elwine und ihre Kinder machen deshalb gelegentlich in Husum Urlaub. Sie wohnen dann im Bankgebäude Neustadt 64 unter dem Dach.

Hamburg, ca. 1935. Hans Johler mit seinem Sohn Roland.

Hamburg, ca. 1935. Ekkehard Johler mit seinem neuen Fahrrad Marke Adler. Es hat 60 Mark gekostet. Damit sollte er vom Grasweg zu seiner neuen Schule am Dammtor radeln. Das Glück währte nicht lange. Als Ekkehard ebenfalls mit Rad aus der Eichenstraße die gebügelte Pastoren-Halskrause für seinen Vater abholen sollte, stellte er das Fahrrad vorsichtshalber im Treppenhaus des mehrstöckigen Wohnhauses ab, denn er hatte kein Schloss. Als er wiederkam, war das Fahrrad weg. Er musste zu Fuß nach Hause und hat viel geweint.

Hamburg Ostern 1931. Karin Johlers 1. Schultag. Hier vor ihrer Wohnung am Grasweg. Bis zu 35 Kinder finden sich auf ihren Klassenfotos. Lehrerin ist Fräulein Sennewaldt.

2013. Karin Lauritzen guckt durch die verschlossene Tür ihrer früheren Volksschule (heutige Bezeichnung Grundschule) am Grasweg in Hamburg. Hier ist jetzt die Heinrich-Hertz-Schule untergebracht. Später mit 17 am Fröbelseminar, einer Ausbildungsstätte für Kindergärtnerinnen, hatte sie eine Lehrerin, die die Klasse immer mit "Heil Hitler Kinderchen" begrüßte. Diesen Satz sprach sie ganz leise, hob dabei nur ihren Unterarm. Sie war Nazigegnerin, musste sich aber im Schuldienst irgendwie mit den herrschenden Regeln arrangieren. Da war die Direktorin ganz anders, erinnert sich Karin. Die knallte beim Gruß schon fast die Hacken zusammen.

Hamburg, 1.9.1935. Im ersten Stock links in Gryphiusstr. 3
wohnt jetzt die Familie Johler, Elwine bleibt bis 1955. Die Wohnung wurde frei, da die jüdische Vormieterin, Frau Urias, in die USA auswanderte. Die Miete betrug 125 Mark. 1937, erinnert
sich Tochter Karin verh. Lauritzen, wurde der erste elektrische Bosch-Kühlschrank
angeschafft. Bis dahin kühlte man mit Eis, das in ca. 1 Meter langen
Barren angeliefert wurde. Elwine Johler war Luftschutzwart im Haus.
Während der Bombenangriffe auf Hamburg im Sommer 1943 saß
die Familie mit ihren Nachbarn oft und teilweise lange im Luftschutzkeller.
Wenn Luftminen in der Nähe hochgingen, fing das Herz an zu klopfen.
War es ruhig, lernte man über Gespräche die Nachbarn kennen.
Die Fahne im 4. Stock zeigt gut erkennbar ein Hakenkreuz.
Die rechts vom Eingang möglicherweise auch (schwer erkennbar).

Hamburg, 2013. Karin Lauritzen geb. Johler besucht das Haus in der Gryphiusstraße 3, in dem sie als Kind gewohnt hat.

Hamburg 1937. Paula Kähler, die Haushaltshilfe der Johlers in Hamburg, mit Roland und Karin Johler.
49 Jahre später:

Hamburg 1986. Elwine Johler(r.) wird 90. Mit dabei die frühere Haushaltshilfe Paula Kähler. Gefeiert wird im Haus von Roland Johler in Jenfeld.

Hamburg 1938. Karin Johler in ihrer BdM-Kluft. Sie wird eher gedrängt, zu den Treffen de Bunds deutscher Mädchen zu gehen. Es ist ihr da zu langweilig.

Hamburg 1940. Karin Johler in Winterkleidung. Sie ist jetzt 15 Jahre alt.

Hamburg, 18.9.1939. Hans und Elwine Johler vor dem Haus in der Gryphiusstraße 3 in Hamburg.

Hamburg, 18.9.1939. Auch Tochter Karin (14) und ihr Bruder Roland (13) werden fotografiert. Elwine Johler über ihre Tocher Karin:"14 Jahr und 7 Wochen ist der Backfisch ausgebrochen." Als Backfisch bezeichnet man zu der Zeit heranwachsende Mädchen.

Hamburg, Sommer 1942. Elwine Johler auf dem Balkon in der Gryphiusstraße.

Hamburg, Anfang der 30er. Elwine Johler.
Dr. Hans Johler


Der Personalausweis im 3. Reich, die Kennkarte.
Hamburg, ca. 1932. Hans Johler auf einem Ausflug mit den
Holsaten auf der Elbe. Die Holsaten sind ehemalige Schüler
der
Albrecht-Thaer Oberrealschule vor dem Holstentor in Hamburg,
die sich in der Vereinigung Holsatia zusammengeschlossen haben.

Hamburg, 6.4.1940. Im Hotel Reichshof trifft sich Hans Johler (o.r.) mit seinen Mitabiturienten. Diese Treffen finden regelmäßig statt. Die Ehefrauen und z.T. auch die Kinder werden mit dazu eingeladen. Hans nennt das Foto das Ha-ha-ha-Bild, weil der Fotograf alle zum Lachen bringt. Wenn Sie mit der Maus über das Foto fahren, sehen Sie den ersten Schnappschuss.
Das erste dieser Traditionstreffen findet 1929 statt. Hans ist noch ohne seine in Flensburg lebende Familie in Hamburg, da eine Wohnung erst in Aussicht steht. Der Wunsch nach Kontakten lässt ihn auf die Idee kommen, seine Mitabiturienten ins Landhaus Walter einzuladen. Am Endes dieses vergnüglichen Treffens fragt Hans in die Runde:"Wollen wir uns nächstes Jahr mal wieder treffen?" Karl Marx antwortet ihm:"Alle vier Wochen! Und mit Frauen!" So kommt es dann. Später dürfen auch die jugendlichen Kinder mitkommen. So trifft Karin Johler auf Eva Schwarz. Sie gehen daraufhin zusammen zur Tanzstunde. Jahrzehnte später trifft Karins Sohn Ekkehard als Lehrer auf die Kollegin Eva Dilcher -geborene Schwarz. Nach und nach sterben die Mitabiturienten. Die noch fitten Ehefrauen treffen sich trotzdem weiter. Als es nur noch zwei sind, löst sich die Runde auf.

1937. Hans Johler mit Sohn Ekkehard vor dem Planetarium im Stadtpark von Hamburg.

HAMBURG, 10.4.1937. Hans Johler (r.) verabschiedet Gemeindemitglieder nach einer Hochzeit. Hans Johler arbeitete zu dieser Zeit als Vertretungspastor in verschiedenen Hamburger Gemeinden.

HAMBURG, 10.4.1937. Hans Johler im Ornat nach einer Hochzeit des Paares Feiersbach-Seidel. Die Kirche ist nicht bekannt.

Hamburg 1938. Hans Johler auf einem Binnenschiff im Hamburger Hafen. Er betreut die Binnenschiffer-Gemeinde 1928 - 1943.

Schweden 1939. Hans Johler schließt sich seinem Sohn Ekkehard an, der eine Schwedenreise per Frachtschiff von seiner Ausbildungsfirma gesponsert bekommt.
Hamburg
1938. Elwine Johler mit ihren Kindern Ekkehard und Karin (r.) und
Roland unterhalb des U-Bahnhofs Hudtwalkerstraße.
Brief von
Enkel Ekkehard Johler an seine Grossmutter Elwine Ude (1940)

25.8.1929. Hans und Elwine Johler sind Mitglied in einer Wandergruppe, die sich "Die Schnecke" nennt. Der Name drückt aus, dass es langsam voran geht. Neben der Freude an Bewegung und Natur spielen die Gespräche und und sozialen Kontakte eine tragende Rolle in der Vereinigung.

25.8.1929. Initiatoren der Wandergruppe sind zwei Brüder, Oskar Trinks, Vorname des Bruders unbekannt. Beide haben eine zeitlang in Südamerika gelebt und sind zwischen 40 und 50 Jahre alt. Sie wohnen am Lindenplatz in Hamburg. Wirtschaftlich geht es ihnen zu der Zeit nicht so gut.

28.2.1932. Bildunterschrift: "Else, Erika, Inge v. Gering(?), Stechert Gibsone (?), Pia Reher, Hans Johler, Elwine Johler, Inge Hellmann."
In der "Schnecke" wandern Bürger der Mittelschicht. Sie fahren am Wochenende mit U- oder S-Bahn bzw. Zug in die Außenbezirke von Hamburg und beginnen dort ihre Wanderungen. Karin Lauritzen nennt folgende Namen von Teilnehmerinnen: Hans und Elwine Johler, Ingo und Erika Johler, Familie Steffen aus Othmarschen (Gottorpstraße), Dr. Jäger. Ehepaare und auch jüngere Frauen, Sekretärinnen nehmen an den Wanderungen teil. Die Wege sind stets genau geplant. Es gibt eine Einkehr mit z.B. Erbsensuppe. Abends wird getanzt. Ausgangspunkte der Wanderungen sind z.B. Hausbruch, Aumühle, Wohldorf-Ohlstedt, Sasel, Poppenbüttel.

Hamburg, 26.11.1932. Die Wandergruppe trifft sich bei Sagebiel in Blankenese zum Alpenfest. Hans Johler oben Dritter von rechts.

Mai 1940. Schneckenwanderung mit Hans Johler (M.) Else Hinsch (r.) und Herrn Steffen (vermutlich l.) mit den Kindern Rolf und Sigrid.

28.2.1932. Ingo (l.) und Hans Johler im Sachsenwald.


Hamburg, 1941. Noch sind alle zusammen. Familie Johler (v.l.):
Karin, Elwine, Ekkehard, Hans, Roland. Roland hatte an einer Privatschule
am Baumwall in Hamburg einen Klassenkameraden mit gleichem Namen, allerdings
als Nachname. Der wurde später Filmregisseur. Vorname Jürgen.
Roland Johler hat der Familie einen Radioapparat besorgt, mit dem "Feindsender" abgehört werden konnten. Vater Hans Johler hat das Gerät nicht nur finanziert, sondern hörte auch unter den Bettdecke gerne ins Programm.
...später:

Ekkehard Johler
Bremen, Januar 1942. Ekkehard Johler absolviert ab 5.2.1941
seine
Grundausbildung in Bremen Osterholz. Gegen Ende dieser
Grundausbildung lässt er sich fotografieren. "Man weiss
ja nie... " Die Ausbildung zum Nebelwerfer erfolgt ab Herbst
1941 in einer Kasernenanlage in Celle, den noch heute so genannten
Nebelkasernen. Sie werden gegenwärtig von den Engländern
genutzt. Ekkehard Johler wohnt zu der Zeit ca. ein halbes Jahr auf
dem Bauernhof der Familie Otte in Groß-Hehlen, Familienanschluss
inklusive. Diese Form der privaten Unterbringung war seinerzeit
dort durchaus üblich. Das damals von Ekkehard bewohnte Zimmer
ist noch heute (2003) praktisch unverändert erhalten geblieben.
Paul Heinz Otte, damals 12 Jahre alt, erinnert sich noch gut an
Ekkehard Johler. Er besitzt zwei Briefe von Ekkehard aus Stalingrad
sowie als Geschenk eine Bibel und den Roman Dammbau, der
sich u.a. mit Vater Hans Johlers Rolle beim Dammbau nach Sylt beschäftigt.
Am 8. Mai 1942 wird Ekkehard Johler mit seiner Einheit zu seinem
ersten Einsatz nach Stalingrad geschickt (Quelle: Paul Heinz Otte).
Er wird in einer Nebelwerfer-Einheit als Fernmelder eingesetzt und
kehrt aus Stalingrad
nicht mehr zurück. Wir haben als Familie nichts Konkretes
über seinen Tod in Erfahrung bringen können.
Aus den Nebelwerfern werden später Werfer, d.h. Einheiten,
die stalinorgelähnliche Mehrfachraketenwerfer bedienen. |

Hamburg, Ostern 1942. Ekkehard Johler auf Urlaub zuhause kurz bevor er nach Russland muss.
Ekkehard Johler(o.) im Felde, vermutlich Russland Sommer 1942.
Bei den Kameraden könnte es sich um u.a. um Fauth und Hampel handeln.

Brief von Hans Johlers Sohn Roland(17) an die befreundete Familie Hebbeln, bei der Roland mehrfach länger zu Besuch war, um sich von
verschiedenen Krankheiten zu erholen.


Hamburg, 1943. "Warum guckt der denn so ernst?", fragt mich ein Enkelkind. Ich rufe die Tochter von Hans Johler an, Karin Lauritzen. Sie erzählt mir, dass das Bild nach den Luftangriffen auf Hamburg gemalt worden ist. Eine Nachbarin am Grasweg in Hamburg, Elena Luksch-Makowski, hat es gemalt. Sie kennt die Familie Johler gut. Oft ist sie mit Hans und Elwine im Gespräch. Hans Johlers Sohn Ekkehard ist zur Zeit der Portraitarbeit seit Monaten in Stalingrad vermisst, zwei Neffen sind als Soldaten gefallen. "Er hat den Krieg schon früher kommen sehen!", sagt Karin. Die Malerin Elena Luksch-Makowski macht kein fotoähnliches Bild, sondern interpretiert und verstärkt die Stimmung von Hans Johler. Sie drückt seine Trauer und die Sorge um die Zukunft seiner Familie aus. Damit zeichnet sie ein Zeitbild, das in seiner künstlerischen Gestaltung über ein Portrait hinausgeht. Sie zeigt die Kriegsstimmung. "Ein Gefühl von Weltuntergang", wie seine Tochter Karin sagt. Das Bild ist in grau- und blautönen gehalten. Nur der Kopf strahlt hell. Elwine, die Ehefrau von Hans, empfindet das Bild damals als zu düster: "Bring das Bild weg. Hier kommt das nicht her!" Also deponiert Hans Johler es in der Druckerei seines Vaters in Wandsbek. Dort wird es bei einem Bombenangriff noch ungerahmt auf Holz aufgezogen vernichtet, der gesamte Betrieb zerstört. Hans Johler stirbt kurz nach der Fertigstellung des Gemäldes.
Oben links findet
sich das Johler-Wappen.
Elena Luksch-Makowsky war eine
zeitlang Nachbarin von Familie Johler in Hamburg Winterhude. Das Beileidsschreiben
an die Witwe:
17. September 1943
Thielengasse 4 II 2/3
Hamburg 39
Liebe Frau Pastor Johler!
Als ich die Nachricht von dem schweren Verlust in Ihrer Familie
las - war ich ehrlich erschüttert und trauere aufrichtig mit
Ihnen. Mein Vorhaben - beim letzten Geleit dabei zu sein - habe
ich leider im Wirbel der jetzigen Geschehnisse nicht ausführen
können - was ich sehr bedauere. Ich hätte Ihnen auch geschrieben
und nun senden Sie mir die Trauernachricht. Schon in den
letzten Tagen des Lebens am Grasweg habe ich die größte
Sympathie zu Ihrem Gatten gehabt und auch zu Ihrer ganzen lieben
Familie. Dass ich zehn Jahre später anlässlich der Portraitarbeit
in engeren Kontakt mit meinem Modell kam, hat meine hohe Meinung
nur verfestigt - die umfassenden Gespräche waren freundschaftlich-verwandten
Charakters. Ich freute mich über den gesprächigen, unerschrocken
so überaus gütigen, aktiven - und großzügig talentierten
Menschen. Die Tätigkeit von Pastor Dr. H. Johler brachte ihn
mit so Vielen zusammen - und ich weiss, dass die Menschen - Gemeinde
die die Abberufung von ihrem Pastor beweinen wird - gross ist. Vielleicht
gehöre ich aber zu den wenigen Vielen die ihn nicht missverstehen
konnten und richtig schätzten. Meine künstlerische und
psychologische Erfahrung befähigen mich dazu. Es wäre
schön gewesen wenn er diese Zeit überlebt hätte und
später alles hätte besprochen und gewertet und beurteilt
werden können. Viel zu früh, so dünkt es mir, ist
Ihr guter Riese - gegangen. Seien Sie versichert, liebe Frau Pastor,
dass ich ihm ein unvergängliches Gedenken bewahre, in echter
Freundschaft. Dem - an sich arbeitenden, dem kämpfenden und
dem in tausend spontanen Einfällen sich verschwendenden Menschenin
aktiver Güte - immer bereit eine Freude dem anderen zu gönnen
- dem Tapferen - dem viel Unbill wiederfahren ist.
Ich werde in nächster Zeit zu Ihnen kommen, um mehr zu hören,
wenn Sie es erlauben. Die Andeutungen in der Mitteilung weisen ja
auf ein gnädiges, ruhmvolles Ende, eine grosse Gnade Gottes,
dessen Diener er im vollen Sinne war.
Ihre Elena Luksch-Makowsky
P.S. Bitte mir zu sagen ob das Portrait noch vorhanden ist, und
nicht etwa bei den Angriffen gelitten hat? In diesem letzten Falle
würde ich es wiederholen, anhand der Photographie von dem Bild. |


Sehr geehrte Frau Johler. Zu dem Ableben Ihres Gatten des Pastors Hans Johler sende ich Ihnen und ihren Ihrigen herzliches Beileid aus der Verbannung nach hier. Den Verstorbenen kannte ich schon seit seiner frühen Jugend. Nun ist auch er hinübergegangen in das göttliche Land der Ewigkeit und ausgeschieden aus dem Kreise unserer Freunde. Friede seiner Seele! Prof. Hans Bohrdt. Z.Zt. Vierraden bei Schwedt a.O. bei Frau Elise Hebecker.

Sommer 1947. Roland Johler im Kriegsgefangenenlager Friedrichsruh
- Sachsenwald östlich von Hamburg. Er ist dort als Waldarbeiter bei der 891. German
Labour-Service Group P.W.-Dienstgruppe zwangsbeschäftigt.
Die Kriegsgefangenen haben gelegentlich Ausgang. So kann Roland
auch auf Besuch zu seiner Familie nach Hamburg kommen. Ein Vater seiner
Schulfreunde Claus und Paul, von Beruf Arzt, versucht vergeblich
mit der Vergabe von fieberauslösenden Spritzen eine vorzeitige
Entlassung zu erreichen. Roland kommt lediglich auf die Krankenstation.
Roland Johler wird 1944 als 17jähriger eingezogen. Er absolviert eine 6wöchige Grundausbildung und wird dann
in Holland und Belgien gegen die Alliierten Invasionstruppen eingesetzt.
Dort erlebt er Traumatisches, das ihn bis zu seinem Tod gelegentlich
aus dem Schlaf reißt (z.B. die aus dem Bauchraum
quellenden Gedärme).
Im Sommer 1944 hat Roland Johler in Venray, Niederlande, in einer Kirche Dienst getan. Er gehört zu einer Gruppe von Beobachtern auf einem dortigen Kirchturm. Drei Namen der Gruppe sind bekannt: Wachtmeister Günther Stegmann, Gefreiter Walther Wacker und Kanonier Roland Johler. Roman Johler, der Sohn von Roland Johler erzählt, dass sein Vater dort als Funker eingesetzt war, um über Beobachtung Koordinaten für Ziele der deutschen Artillierie durchzugeben. Deshalb waren Kirchtürme ein bevorzugtes Angriffsziel für die Alliieren. Roland Johler trägt dafür ein ca. 30 kg schweres Funkgerät auf seinem Rücken. Die Beobachter schreiben alles Wichtige auch in ein Beobachtungsbuch. Dieses Buch wird später, nachdem der Turm zerstört ist, durch einen Einwohner in den Trümmern gefunden.
Als der Kirchturm durch alliierten Beschuss in Brand gerät, ist Kanonier Roland Johler im Turm. Vielleicht weil er Sohn eines Pastors ist, hat er das Gefühl, die Kirche retten zu müssen. Er versucht, Menschen zu finden, die ihm helfen können, den Brand der Kirche zu löschen. Rolands Worte:“Ich habe gekämpft darum, die Kirche zu retten. Ich war rasend vor Eifer.“ Die anderen deutschen Soldaten haben ihm den Vogel gezeigt. Dieses Erlebnis hat Roland Johler mehrmals in der Familie erzählt. Sonst war er eher zurückhaltend damit, über den Krieg zu erzählen. Nach dem Vorrücken der Alliierten befindet er sich plötzlich an der Front. Er wird gefangen genommen und 1947 entlassen. (Quellen: Roland Johlers Schwester Karin Lauritzen, Rolands Sohn Roman,
Nach der Gefangennahme durch die Alliierten kommt Roland Johler zunächst
nach Berleburg ins Sauerland in Kriegsgefangenschaft, wo er in der
Gegend von Laasphe Bäume fällt. 1945 gibt es zunächst
keine festen Unterkünfte. Die Kriegsgefangenen werden auf einer
Wiese wie Vieh gehalten. Sie versuchen sich mit dem Graben von
Erdlöchern vor der Witterung zu schützen. Später
trägt Roland Johler aus Säcken genähte Hosen und Holzschuhe, ist abgemagert,
wie seine Schwester Karin berichtet. Karin, die ihn damals besucht,
ist 1945 (?) dorthin per Anhalter mit Lastwagen unterwegs, den einzigen
Fahrzeugen, die damals fahren. "Mindestens eine halbe Million, vielleicht aber auch bis zu einer Million deutsche Soldaten hatten das Pech, die zweifellos furchtbaren, entbehrungsreichen Zustände in diesen provisorischen Freiluftlagern erdulden zu müssen. Was die Todesrate angeht, so wird allgemein geschätzt, dass sie bei etwa einem Prozent lag, aber es gibt auch plausible Schätzungen von bis zu fünf Prozent." (Frederick Taylor, Zwischen Krieg und Frieden, Berlin 2011, S. 245)
Noch 1945 sollen einige Gefangenen entlassen werden und dazu
auf einen LKW steigen. Roland gehört zu der Gruppe. Kurz bevor
er auf die LKW-Pritsche klettern kann, fragt ihn jemand nach
Feuer. Roland gibt es ihm und in der kurzen Zeit, die die höfliche
Geste dauert, ist der LKW voll, die Klappe geht hoch. Roland stehen
dadurch zwei weitere Jahre Kriegsgefangenschaft bevor.
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Hamburg April 1964. Roland Johler wohnt jetzt in der Parkallee
14, ist Schiffsausrüster, heiratet. Nach der Rückkehr aus
der Kriegsgefangenschaft 1947 absolvierte er mit 22 Jahren noch eine
Lehre als Kaufmann im Papierwarengroßhandel Steffen in Othmarschen.
Danach folgten Stationen in dem Rauchwarengeschäft Lehmann, das
mit Tierhaaren handelte, die zu Hüten verarbeitet wurden, dem Schuhhaus
Prange am Jungfernstieg, eine Tätigkeit als angestellter und später
auch unternehmerische Verantwortung tragender Schiffsausrüster.
Den Abschluss seiner beruflichen Laufbahn erlebte Roland Johler als
Außendienstmitarbeiter bei Beiersdorf, wovon er u.a. -wie ich
mich erinnere- stolz erzählte, dass er als erster die Idee hatte,
an ALDI zu verkaufen und auf einen Schlag für einen 6stellligen
DM-Betrag Tesa-Produkte veräußern konnte. Roland Johler starb
am 5.2.1993 in Hamburg.

Hamburg, ca. 1985. Roland Johler.

Morsum, April 1973. Hannes und Grete Hebbeln mit Elwine Johler(r.) in der Mitte.Außen links Karin Lauritzen, rechts Magda Lauritzen. Das Foto ist auf der Terrasse des Hauses von Karin und Georg Lauritzen in Morsum am Terpstieg aufgenommen worden. Hannes und Gretel Hebbeln sind mit den Johlers befreundet seit Hannes Hebbeln in Morsum als Junglehrer tätig war.

Kiel, Januar 1975. Elwine Johler (2.v.l.) im Seniorenheim Holtenau.
Tochter Karin wohnt zu der Zeit in Kiel-Wik. Die Mitbewohnerinnen v.l.:Gertrud Kemgt +6.3.76, Elwine Johler, Antonia Schumacher. V.r.: Clara Laars und Else Kalweit.

Kiel, 25. April 1975. "Mit Karin...am Kanal Buschwindröschen gepflückt im Knooper Wald."

Hamburg 1986. Elwine Johler feiert im Haus ihres Sohnes Roland
ihren 90. Geburtstag.
Ein Geheimnis ihres langen Lebens ist vielleicht ihr Medikamentenkonsum. In einem Brief an ihre Freundin Margaretha vom 30.11.1967 schreibt sie:"Früher war ich nicht so fürs einnehmen, aber jetzt bin ich schon lange nicht mehr zimperlich auf dem Gebiet. Durch die Bank muß ich dreimal täglich drei bis vier verschiedene Sachen schlucken. Tropfen für den Gallenfluß, Tabletten gegen zu hohen Blutdruck, Dragees fürs Herz, auch Dragees gegen die Durchblutungssstörungen und Kapseln gegen die Gichtknoten in den Pfoten! Und wenn ich schwindelig bin, was auch hin und wieder passiert, habe ich auch Pillen dafür liegen, die zum Glück auf Anhieb helfen. Ich wunder mich nur immer, daß all dies Zeug auch immer dahin rutscht, wo es helfen soll. Aber Onkel Doktor sagt, das regelt sich ganz von selbst. Nur brav schlucken. Hotzvadori, und wenn es mit der Verdauung nicht ganz klappt, hab ich dafür auch noch einen Pillentröster vor dem Schlafengehen. Nun kannst Du mal tüchtig lachen über mich, ich habe früher auch oft gelacht, wenn ich die alten Tanten mit ihren Apotheken im Pompadur beobachtete. Nu sünd wi sülben so wiet!!"

Morsum, Friedhof 1991.

Morsum, Juli 2002. Ulle Weber (r.) liest im Moasem Hüs aus
Margarete Boies Roman Dammbau. Hier ist sie im Gespräch
mit Karin Lauritzen, der Tochter des Pastors Hans Johler, einer Hauptfigur
des Romans.
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Daniel
Gustav Hans Johler ist seit 19.5.1913 in seiner ersten Anstellung
Pastor in Morsum auf Sylt. Er heiratet am 3.9.1919 Katharina
Julie Elwine Ude aus Lübeck. Beide wohnen im Morsumer
Pastorat.
Hans und Elwine Johler haben 3 Kinder:
1.) Ekkehard Harro Godwin Erk Johler
* 21.10.1921 in Morsum
als Soldat vermisst in Stalingrad am 15.1.1943
>Ekkehards
letzte Briefe aus Stalingrad
Private
Fotos von Ekkehard Johler vom Stalingradfeldzug
2.) Karin
Runtraut Elwine Johler *7.2. 1925 in Morsum
3.) Roland Rudolf Ingo Johler
* 21.6.1926 in Morsum
heiratet zunächst Annegret Eckhoff:
1 Kind York
In zweiter Ehe ist Roland Johler mit Brigitte Batista verheiratet:
1 Sohn Roman (verheiratet mit Margret Taskiran)
In die Dienstzeit von Hans Johler
in Morsum fällt u.a. der Dammbau
nach Sylt. Hans Johler kümmert sich als Seelsorger auch um die
vielen (1500?) Arbeiter, die in das sonst so abgeschottete Dorf gekommen
sind. Das führt zu Spannungen mit der eingesessenen Bevölkerung,
die u.a. den Stoff für Margarete
Bojes Roman "Dammbau" liefern.
1915 meldet sich der national eingestellte Pastor Johler zum 2. Mal freiwillig für den Dienst
mit der Waffe. Das königliche Konsistorium lehnt den Antrag ab, da
zur notdürftigen seelsorgerischen Versorgung der Insel zwei Geistliche
notwendig seien. (vgl. Dannenberg, S. 122)
Woher kommt diese Bereitschaft, in den Krieg zu ziehen? Eine Antwort darauf
findet sich vielleicht in der Erziehung während der Kaiserzeit. Folgende
Zeilen leiten die Festgabe der Stadt Wandsbek für ihre Jugend
von1897 ein, die aus einem von Hans Johler im Alter von 15 Jahren signierten Exemplar zitiert
werden:
"Freue dich, deutscher Knabe, deutsches Mädchen, sei stolz darauf,
dein Vater war auch dabei, als wir hinauszogen in den Kampf für Deutschlands
Ehre, in den heißen Kampf, das bedrängte Vaterland zu verteidigen!...Deutschlands
Sohn, ob du mitgekämpft hast oder nicht, blicke in Verehrung auf
zu dem Heldenkaiser, der uns zum Sieg geführt hat." Lob auf
den Reichsgründer Kaiser Wilhelm I., der die als Verteidigungskrieg
begonnene Auseinandersetzung von 1870/71 gegen Frankreich u.a. zur Annexion
von Elsaß und Lothringen nutzte.-

Kaiser Wilhelm I.
Dem Nazi-Regime steht Hans Johler ablehnend gegenüber. Anpassungen an den Staat sind eher
formal. So verwendet er in einigen Briefen an offizielle Stellen den Hitlergruß. In einem Familienbrief aus dem Jahre 1932 findet sich fogende Bemerkung über Hans Johler:
"Es freut mich auch, dass Hitler wieder weitere schöne
Erfolge gehabt hat, nur dass Johlers sich nicht bekehren lassen wollen,
kann ich eigentlich nicht verstehen. Wieso treibt Brüning eine feine
Politik, Hans [Pastor Hans Johler] muss doch selber spüren, was bei seinen Notverordnungen
herausgekommen ist, Gehaltsabbau usw. Ausserdem ist der Mann Katholik
und sollte aus diesem Grunde schon nicht die Sympathie eines protestantischen
Priesters haben. ...Das mit der gottlosen Vergottung der Vergötterung
der Gottmenschen und der heidnischen Götterei scheint mir auch ziemlich
überspannt zu sein, man muss zum mindesten eine ganze Zeit nachdenken,
bis man den Sinn halbwegs erfasst hat."
Hans Johler war Mitglied der Deutschen Christen (Paasch, S. 28), einer dem Nationalsozialismus nahestehenden
Strömung im Protestantismus. Sie wurde 1932 auf Reichsebene gegründet.(Piening, S. 65)
Überliefert ist ein erbittertes Streitgespräch in den 1930er Jahren zwischen Hans Johler, seinen Brüdern Ingo und Karlaugust sowie Hermann Okraß, dem Hauptschriftleiter des Hamburger Tagesblatts und Mitglieds der Hamburger Bürgerschaft. Die Zeitung war ein NSDAP-Propagandablatt. Okraß ist mit einer Schwester von Erika Johler, geb. Jankwitz, verheiratet. Damit gehört er zur Familie.
Der Streit in Kurzform: Hans Johler:"Hitler bringt uns den Krieg!" Okraß:"Nein!" Ingo Johler:"Und wenn schon!"- Später sterben Ingos vier Söhne im Krieg. Ebenso ein Sohn von Hans.
Hans Johlers Name steht auch im Verzeichnis aller vom 27. Januar1917 an von der "Frisia zur Nordwacht" aufgenommenen BBr. Freimaurer.
1943 kauft sich Hans Johlers Sohn Roland einen Kurzwellenempfänger. Vater und Sohn hören zusammen unter der Bettdecke die deutschsprachige BBC. (Quelle: Karin Lauritzen). Das spricht für die Distanz zum herrschenden Regime.
Bis dahin besitzt Familie Johler einen schwarzen Volksempfänger, die sehr günstig verkauft wurden, wohl auch, um der Bevölkerung die Nazipropaganda besser vermitteln zu können. Das Radio empfängt nur Mittel- und Langwelle. Das allererste Radio ist ein Kofferradio, das mit einem Akku betrieben wird. Man musste ihn zum Aufladen in ein Geschäft am Winterhuder Markt bringen. Dieses Gerät steht in der Wohnung am Grasweg. Auch Elwine Johler nutzt es am Abend beim Bügeln und Stopfen. Karin hört gern Märchenhörspiele. Als Vater Hans sie mal mit den Worten ruft:"Dein Patenonkel hält eine Rede!" versteht Karin nichts davon. Patenonkel ist Reichspräsident Hindenburg.
1937 kauft Hans Johler einen elektrischen Kühlschrank. Bis dahin hat die Familie keine Kühlmöglichkeit. Es gab nur die Technik, sich große Eisstangen ins Haus bringen zu lassen, die in einem isolierten Schrank zu Wasser schmelzen. Die Johlers hatten sie nicht.
Im November 1927
wechselt Hans Johler nach Hamburg und wird dort 1929 Flussschiffer-Pastor auf der Veddel. Er setzt sich u.a. "für die Errichtung eines Schifferkinderheims sowie eines Heims für die erwachsenen Schiffer ein" (Paasch, S. 27). Er wird am 19.9.1939 an der Universität Hamburg mit einer Arbeit über "Die Strukturwandlungen der Binnenschiffahrt im Jahrzehnt 1930 - 1940 in Hamburg als Grundlage einer Soziologie des deutschen Schifferstandes" promoviert.
In der Kriegszeit versieht Hans Johler Vertretungsgottesdienste in verschiedenen Hamburger Kirchen und im Friedhofsdienst. Weil das Geld nicht reicht, arbeitet Hans Johler ab 1941 auch im Rahmen des Kriegshilfsdienstes bei der Hamburger Feuerkasse. Seine Arbeit als Vertretungspastor gibt er deshalb jedoch nicht auf. Ausdruck der finanziellen Enge ist eine Bitte von Hans Johler an eine Freundin von Elwine, die in Hademarschen Kreis Rendsburg wohnt, also auf dem Lande:"Hier ist alles ziemlich knapp. Sollte es Euch doch möglich sein, mit der Post einige Eier ab und zu zu übersenden, würdest Du ein wirklich gutes Werk für meine Gesundheit tun."(Postkarte vom 28.9.1939) Wie wichtig ihm die Versorgung mit frischen Eiern war, zeigt ein Brief, der sich auf zwei
Seiten der Eierlogistik widmet.
Elwine und Hans Johler wohnen in Hamburg zunächst am Grasweg 38a
und dann in der Gryphiusstr. 3 im ersten Stock.
Im Januar 1943 wird ihr Sohn Ekkehard in Stalingrad als vermisst gemeldet.
Hans Johler stirbt am 5.9.1943 während eines Vertretungsgottesdienstes in der später durch Luftangriffe zerstörten Bramfelder Kirche. Er hatte einen Herzfehler und war mit dem Fahrrad nach Bramfeld gefahren. Die Anstrengung war wohl zu groß.
Elwine Johler zieht 1955 aus der für sie nun viel zu großen Wohnung in der Gryphiustraße in eine 1 1/2-Zimmer-Wohnung am Schwanenwik 31. Danach ab 1973
wohnt sie 6 Jahre in einem Altenheim in Kiel-Holtenau und nach dem Umzug ihrer Tochter
Karin nach Morsum 6 Jahre in einer Seniorenwohnanlage in Westerland, dann 2 Jahre bei Karin und und weitere 6 Jahre in Westerland auf einer Pflegestation.Sie stirbt dort am 20.2.1991.
Quellen:
Dannenberg, Gerd: Schicksal hinter goldenen Lettern
Gerhard Paasch, Die Hamburger Flussschiffergemeinde, Hamburg 2003
Piening, Holger: Zwischen Monarchie und Führerstaat Nordfriesische Pastoren im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, In: Zwischen Eider und Wiedau Nordfriesland 2017
Lange nicht gehört!
Elwine Johler
erzählt ihrer Tochter Karin von ihrer Verlobung im
Jahre 1919 (42`30. Die ersten 7`13 sind sehr leise. 40 MB)
hier
hören
historische Karte von Morsum/Sylt
(Stand 1878)
sowie
die Anschlusskarte Keitum/Sylt
Fotos von
Pastor Hans Johlers KonfirmandInnen auf Sylt
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