In Tallinns Klostergasse werden moderne Glasarbeiten verkauft. Hier
stellt auch Carmen Hoffmann aus, die die Fenster der Kirche
von Valjala geschaffen hat.
Blick aus dem Tallinner Rathaus auf den Domberg. Im Rathaus findet man
u.a. ein Modell
Tallinns zur Zeit des 19. Jahrhunderts.
Das Innere des Tallinner Rathauses verbindet Moderne und Tradition zu
zeitgemässer Schönheit.
Früher ungeliebten Herrschern Estlands wird weiterhin gedacht.
Schweden, Dänen Russen und Deutsche sind nun mal Teil der Geschichte
dieses kleinen Landes.
Gedenken mitten im Wald: Der zugewachsene Kriegsgefangenenfriedhof in
der Nähe des Fernsehturms in Tallinn.
Im flachen Estland gibt es auch Wasserfälle. Dieser Jägala
juga 25 Kilometer östlich von Tallin besticht durch seine goldene
Farbe. Sie ergibt sich durch den moorigen Untergrund des Oberlaufs.
Im Winter friert der Wasserfall zu.
Flüsse
werden auch gern zur Forellenzucht genutzt. Interessierte können
sich Forellen angeln und bekommen sie 15 Minuten später geräuchert
auf dem Teller serviert. Die Fische beissen innerhalb von Sekunden.
Sie bringen meist mehr als 3 Pfund auf die Waage. Für Esten ein
Spass für die ganze Familie, für uns lediglich eine Leckerei.
Viele kleine Bäche schlängeln sich im Naturschutzgebiet Lahemaa
rahvuspark östlich von Tallinn ins Meer. Da wildes Zelten ausserhalb
der Ortschaften gestattet ist und Zeltplätze immer noch Mangelware
sind, beschliessen wir, unser Nachtlager in der Nähe von Kolga-Aabla
auf der Halbinsel Juminda aufzuschlagen.
Etwas einsam ist es schon an diesem Strand. Am nächsten Morgen
entdecken wir 200m entfernt einen Nachbarn.
Kurz
vor Sonnenuntergang gegen 22.30 Uhr kommen einige Dorfjugendliche aus
Kolga-Aabla zum Baden. Die ungeschützte Lage erwärmt das Wasser
kaum über 17°C.
Weiter östlich im Nationalpark Lahemaa rahvuspark liegt
das Dorf Altma. Einige Arbeitsschuppen am Felsstrand verdeutlichen,
wie hart hier früher gearbeitet wurde. Dieses Gebiet gehörte
vermutlich zum früher von der deutschen Familie von Pahlen bewirtschafteten
Gut Palmse. Es liegt 10 km weiter südlich und gehört zu den
am besten restaurierten Gutshäusern Estlands.
Palmse besteht aus dem Haupthaus (Foto) und verschiedenen Nebenanlagen:
Eine ehemalige Schnapsbrennerei, ein Gewächshaus, Wagenschuppen,
ein Obestgarten, Teichwirtschaft. Wir gehen durchs Haus und entdecken
in der Bibliothek u.a. eine Originalausgabe von Gorch Focks Seefahrt
tut Not. Eins der letzten Überbleibsel der alten Eigentümer.
1919 wird das Gut enteignet. 3800 ha werden an estnische Bauern verteilt.
Der Garten von Palmse ist wildromantisch. Während ich auf das jetzt
als Cafe genutzte Gartenhaus blicke (Foto), frage ich mich, was den
Esten heute ein Kulturerbe wie Palmse bedeutet. Zwar wird auf die alte
Eigentümerfamilie verwiesen, die Eigentumsübergänge und
Enteignungen ab 1919 werden allerdings kaum thematisiert. Mancher familiengeschichtlich
Betroffene würde vermutlich gern mit Esten über seine Empfindungen
diskutieren. Ein solcher Dialog würde nicht nur manchen Schmerz
aufarbeiten, sondern auch ehemalige Eigentümer zur Hilfe bei der
Restaurierung ihrer Anwesen motivieren können.
Beachtliche
Steine wurden unter dem Einfluss der Eiszeit aus Schweden nach Estland
transportiert. Diese Vana-Jüri-Kivi liegen bei Käsmu
an der Ostseeküste.
Reisen macht hungrig. In diesem Gasthaus Viitna-Körts in
Viitna haben schon die Postkutschen auf dem Weg zwischen Tallinn und
Petersburg gerastet und ihre Pferde gewechselt. Auch einige meiner Urahnen
werden hier schon gegessen haben.
Gasthaus Viitna-Körts in Viitna
In vielen Gegenden Estlands und Lettlands sind Störche ein vertrauter
Anblick.
Um Flüsse zu überqueren benutzte man früher Fähren,
die an Seilen hingen. Durch eine schräge Ausrichtung zur Strömung
und den Halt der Taue zwängt die Naturkraft das Schiff über
den Fluss. Diese Fähre liegt am Fluss Pärnu im Museumsdorf
Kurgia. Sehr sehenswert.
Man kann in Kurgia auch zelten. In der hier herrschenden Stille sind
nur gelegentlich einzelne fremdklingende Laute aus der Natur zu hören.
Das Fehlen sämtlicher Kulturgeräusche ist ein einzigartiges
Erlebnis. Nur die Kondensspuren der Flugzeuge zeugen von der Gegenwart.
Die Waschgelegenheit
für Übernachtungsgäste ist der Fluss Pärnu. Unterhalb
des Wehrs der alten Wassermühle liegt die sicherste Badestelle.
Flussabwärts: Im Zentrum von Pernau fallen uns diese Arbeiter auf,
die ganz ohne Maschinen tätig sind. Sie machen Ausgrabungen für
das Pernauer Stadtmuseum. Zur Zeit leeren sie eine hölzerne Kloake
eines mittelalterlichen Hauses. In wenigen Wochen beginnen hier die
Arbeiten an einem Neubau.
Fundstücke
werden von zwei Schülern aus dem abgegrabenen Schlamm herausgesammelt.
Ein World Cup Rennen der Roller Skater belebt die sonntägliche
Ruhe in Cesis, Lettland. - Ganz so friedlich ist es hier nicht immer.
Auf der Fähre zurück nach Deutschland erzählen uns Passagiere,
ihnen sei hier zur selben Zeit ihr Auto gestohlen worden. Ihr Gepäck
bestand auf der Rückfahrt nur noch aus einer Plastiktüte.
Haupt-Urlaubserinnerung ist dann Frust. Auch wenn es nicht mehr täglich
in den Zeitungen steht: Autos sind hier gefährdeter als zu Hause.
- In Lettland wird noch nicht so viel englisch gesprochen. Als ich in
einem Supernarkt in Cesis nach "cucumber" (Gurken) fragte
und man mich nicht verstand, wurde zunächst im gesamten Laden jemand
mit Englisch-Kenntnisen gesucht und auch gefunden. Cucumber war
der Verkäuferin aber unbekannt. So deutete ich auf eine Banane
und sagte:"Like this in green." Das wurde verstanden und drei
Verkäuferinnen rätselten ausführlich darüber, was
ich wohl suchen würde. Niemand kam sie drauf. Wir alle mussten
herzlich lachen, als durch ein Gurkenglas im Regal der Groschen endlich
fiel.
Die Wohninsel Araisi aus dem 9. Jahrhundert wird seit einigen Jahren
rekonstruiert. Ihre ehemaligen Bewohner werden Lettgallen genannt. Die
Wasserlage schützte sie nicht genug gegen feindliche Truppen. Die
Wohninsel wurde erobert und zerstört. Bis heute ist unklar von
wem. Sie finden das Museum südlich von Cesis beim Ort Drabesi in
Lettland. - Die Letten sind auch äusserlich ein ganz anderer Menschenschlag
als die Esten: Eher mittel- statt weissblond, mehr rundlich statt schlank.
Riga im Aufbau: Die Ecke Strelnieku/Alberta iela. Die bereits renovierten
schmucken Jugendstilhäuser mit überbordender Fassadendekoration
bekommen eine gepflasterte Zuwegung. Viele Strassen sind in schlechtem
Zustand. Radwege gibt es kaum. Deshalb kaufen einheimische Radfahrer
auch fast nur Mountain-Bikes mit denen sie auch hohe Kantsteine, welligen
Asphalt, Schlaglöcher, Strassenbahnschienen und Steinpflaster bewältigen.
Meisterarchitekt
dieser Häuser ist Michail Eisenstein (1867 - 1921)
Touristen erkennt man hier an der Kopf-im-Nacken-Haltung. Postkartenverkäufer
sprechen sie an und wollen die Schnappschüsse verkaufen, die die
Besucher gerade knipsen.
Die Altstadt
von Riga, umschlossen von dem Fluss Daugava und dem Befestigungsgraben
Pilsetas kanals, ist voller architektonischer Schmuckstücke.
Viele davon sind allerdings nach dem Krieg praktisch rekonstruiert worden
und somit Nachbauten. Die Kulisse lockt trotzdem - auch dieses Fernsehteam
zu Aufnahmen. Die Verkehrsberuhigung in der Altstadt tut für die
Touristen ein übriges.
Das Museumsdorf Etnografiskais Brivdabas muzejs im Osten von
Riga zeigt Holzhäuser lettischen Ursprungs, die hier schon seit
über 70 Jahren zusammengetragen werden. Die romantische Kulisse
wird häufig für Events genutzt. Wir erlebten diese Hochzeitsshootings
und ein Incentive von airBaltic - Latvian airline für
Reisebüroangestellte. Ausserdem gab es Konzerte von Folksängern
auf einer Freiluftbühne.
Westlich von Rigas Badestrand Jürmala in Klapkalnciems wird
es ruhiger am Sandstrand dieser langen Bucht. An der Hauptstrasse verkauft
man geräucherten Süss- und Salzwasserfisch. Im Hinterland
locken unter Naturschutz stehende Seen zum Paddeln oder Angeln. Naturschutz
heisst z.B., dass der Mensch nur drei Monate pro Jahr in den Seen angeln
darf. So werden die Vögel satt und die Angler können auf meterlange
Hechte hoffen.
Wenn Sie für ihre Rückfahrt die Fähre Riga-Lübeck
nehmen sollten, ist der Rigaer Golfclub zwischen Innenstadt und dem
Fähranleger in Vecmigravis der einzig richtige Ort für eine
letzte Rast. Das Restaurant ist vorzüglich und auch für Nichtgolfer,
sogar Radfahrer offen. Mit meinen Tchibo-Golfschlägern von
zuhause würde ich hier vermutlich ähnliches Aufsehen erregen
wie diese Top-Spieler aus den Ostsee-Anrainer-Staaten.